
Oliver Kalkofe
„Das deutsche Fernsehen verachtet sein Publikum.“
Zur Person
Oliver Kalkofe, geboren 1965 in Engelbostel bei Hannover, begann seine Karriere in den frühen Neunzigerjahren bei Radio ffn, wo er mit Dietmar Wischmeyer, Sabine Bulthaup, Oliver Welke und anderen Kollegen die legendäre Comedy-Show „Frühstyxradio“ aus der Taufe hob. Die darin enthaltene Rubrik „Kalkofes Mattscheibe“ schaffte 1994 den Sprung auf ebendiese als unverschlüsselt ausgestrahlte Mediensatire im frühen Pay-TV-Sender Premiere. Das Kultformat errang den Adolf-Grimme-Preis und den Deutschen Comedypreis und wanderte danach zu ProSieben und später zu Tele 5, wo Kalkofe gemeinsam mit Peter Rütten auch das Format „Die schlechtesten Filme aller Zeiten (#SchleFaZ)“ etablierte. Die kommentierte Schau der Trashkultur wird seit 2024 bei Nitro und RTL+ fortgeführt. Im Kino nahm Kalkofe mit Bastian Pastewka und Oliver Welke in „Der Wixxer“ und „Neues vom Wixxer“ die Edgar-Wallace-Filme aufs Korn. In der TV Spielfilm schreibt er seit knapp drei Jahrzehnten die Kolumne „Kalkofes letzte Worte“. Zudem entwickelte sich „Kalk & Welk – Die fabelhaften Boomer-Boys“ mit Oliver Welke seit 2022 zu einem der erfolgreichsten deutschen Podcasts. Kalkofe ist verheiratet und lebt mit Frau und Stieftochter in Berlin.
23.10.2004, Berlin. In einem kleinen italienischen Restaurant lässt sich ein schwer verschnupfter Oliver Kalkofe weder durch Nudeln mit Tomatensoße, noch eine Verabredung zum Wochenend-Einkauf mit seiner Freundin aus der Ruhe bringen. Die Frage nach Anspruch und Kommerz treibt ihm da schon eher den Schweiß auf die Stirn.
Herr Kalkofe – wie soll man Sie heute nennen: Comedian, Mediensatiriker, Kabarettist, TV-Widergänger? Oder gar Schauspieler?
Oliver Kalkofe: Keine Ahnung. Ein bisschen trifft wohl alles zu. Nur die Schauspieler möchte ich nicht beleidigen. (lacht) Comedian ist in der Tat fast ein Schimpfwort geworden. Es gab Zeiten, da galt sogar Verona Feldbusch als Comedy – alles, was doof war. Sicher: Der Großteil der Leute bringt mich damit in Verbindung und zählt auch „Kalkofes Mattscheibe“ dazu. Aber das ist sozusagen Comedy mit Hintergrund oder Anliegen – ein in Deutschland quasi nicht existentes Feld. Im Grunde müsste man ein neues Wort schöpfen.
Hand aufs Herz: Ihr Spielfilm-Projekt, die Edgar-Wallace-Persiflage „Der Wixxer“, für die Sie nicht nur vor der Kamera standen, sondern gemeinsam mit Bastian Pastewka und Oliver Welke auch das Buch geschrieben haben, ist sicher besser als sein pubertärer Titel. Aber ihn mit „Schuh des Manitu“ oder „(T)raumschiff Surprise“ in eine Schublade zu stecken, liegt nahe. Stört Sie das?
Ich kann nichts dagegen sagen, weil er in diese Schublade passt, so wie er jetzt ist. Wir wären in vielerlei Hinsicht gerne noch weiter gegangen, was die Exaktheit der Parodien und den Tiefgang angeht. Natürlich sollte man lachen können, aber noch mehr Hintersinn haben wir leider bei den Geldgebern nicht durchbekommen. Einen Totalflop à la „Germanicus“ mit Polt und Anke Engelke, „Samba in Mettmann“ mit Hape Kerkeling oder „Derrick“ konnten wir uns schlicht nicht leisten. Diese Filme hatten zum Teil nur unglaubliche 40.000 Zuschauer – das waren echte Desaster, und es hätte auch uns treffen können. Die Angst war schon da...