Oliver Kalkofe
„Das deutsche Fernsehen verachtet sein Publikum.“
Zur Person
Am 12.09.1965 als Sohn eines Möbelverkäufers und einer Märchen schreibenden Hausfrau in Hannover geboren, verbrachte Oliver Kalkofe Kindheit und Jugend in Peine. Nach einem Studium der Publizistik, Anglistik und Germanistik in Münster wurde sein Talent 1991 eher zufällig durch ‚Radio ffn‘ entdeckt, wo Kalkofe bis Ende 1998 die Comedy-Kultshow „Frühstyxradio“ produzierte. Mit seinem bislang größten Erfolg – der Medien-Schelte „Kalkofes Mattscheibe“ – gewann der Niedersachse, der 2004 mit der Edgar-Wallace-Persiflage „Der Wixxer“ sein Kino-Debüt gab, 1996 den Grimme-Preis. Kalkofe lebt mit Ehefrau Connie und seiner Stieftochter in Berlin.
23.10.2004, Berlin. In einem kleinen italienischen Restaurant lässt sich ein schwer verschnupfter Oliver Kalkofe weder durch Nudeln mit Tomatensoße, noch eine Verabredung zum Wochenend-Einkauf mit seiner Freundin aus der Ruhe bringen. Die Frage nach Anspruch und Kommerz treibt ihm da schon eher den Schweiß auf die Stirn.
Herr Kalkofe – wie soll man Sie heute nennen: Comedian, Mediensatiriker, Kabarettist, TV-Widergänger? Oder gar Schauspieler?
Oliver Kalkofe: Keine Ahnung. Ein bisschen trifft wohl alles zu. Nur die Schauspieler möchte ich nicht beleidigen. (lacht) Comedian ist in der Tat fast ein Schimpfwort geworden. Es gab Zeiten, da galt sogar Verona Feldbusch als Comedy – alles, was doof war. Sicher: Der Großteil der Leute bringt mich damit in Verbindung und zählt auch „Kalkofes Mattscheibe“ dazu. Aber das ist sozusagen Comedy mit Hintergrund oder Anliegen – ein in Deutschland quasi nicht existentes Feld. Im Grunde müsste man ein neues Wort schöpfen.
Hand aufs Herz: Ihr Spielfilm-Projekt, die Edgar-Wallace-Persiflage „Der Wixxer“, für die Sie nicht nur vor der Kamera standen, sondern gemeinsam mit Bastian Pastewka und Oliver Welke auch das Buch geschrieben haben, ist sicher besser als sein pubertärer Titel. Aber ihn mit „Schuh des Manitu“ oder „(T)raumschiff Surprise“ in eine Schublade zu stecken, liegt nahe. Stört Sie das?
Ich kann nichts dagegen sagen, weil er in diese Schublade passt, so wie er jetzt ist. Wir wären in vielerlei Hinsicht gerne noch weiter gegangen, was die Exaktheit der Parodien und den Tiefgang angeht. Natürlich sollte man lachen können, aber noch mehr Hintersinn haben wir leider bei den Geldgebern nicht durchbekommen. Einen Totalflop à la „Germanicus“ mit Polt und Anke Engelke, „Samba in Mettmann“ mit Hape Kerkeling oder „Derrick“ konnten wir uns schlicht nicht leisten. Diese Filme hatten zum Teil nur unglaubliche 40.000 Zuschauer – das waren echte Desaster, und es hätte auch uns treffen können. Die Angst war schon da...