Noga Erez
„Ich verschließe meine Augen nicht vor Dingen, nur weil sie mich ärgern.“
Zur Person
Noga Erez wird im Dezember 1989 im israelischen Caesarea geboren. Früh interessiert sich die junge frau für Musik und Komposition; nach einem Studium an der Jerusalem Academy of Music and Dance leistet sie ihren Wehrdienst in einer Militär-Band ab. Zunächst probiert sich Erez an modernem Jazz aus, bevor sie ihren Fokus auf elektronische Popmusik verlegt. Ihr Debütalbum „Off The Radar“ und die dazugehörige Single „Dance While You Shoot“ avancieren 2017 zu Überraschungserfolgen. In der Folge öffnet sich die Musikerin Einflüssen aus Dance und Hip-Hop, 2022 kommt es zu einer Kollaboration mit Rap-Legende Missy Elliott. Mit ihrem Partner und Co-Produzenten Ori Rousso lebt Noga Erez in Tel Aviv. „The Vandalist“ ist ihr drittes Album.
17. Juli 2024, Tel Aviv. Auf ihren Platten hat Noga Erez das Image der Krawallschwester kultiviert, die ihre Wut nicht in Geschenkpapier verpackt, sondern zurück in die Welt pustet. Ihrer Musik verleiht das eine pulsierende Energie, ihrer Persönlichkeit offenbar eine gewisse Ausgeglichenheit. Die Sängerin meldet sich aus der Wohnung, die sie mit ihrem Kreativpartner Ori Rousso teilt, und lächelt in die Laptop-Kamera. Keine Spur von dem »Vandalist«, nach dem ihr neues Album benannt ist. Bis das Gespräch auf das Thema Political Correctness kommt – für Noga Erez zumindest teilweise ein rotes Tuch.
Frau Erez, sind Sie eigentlich eine Rebellin?
Schwer zu sagen. Ich bin einer dieser Menschen, der in einem Elternhaus aufgewachsen ist, in dem es nichts zum Rebellieren gab. Meine Eltern waren mit allem einverstanden, was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Sie sind auch heute noch sehr aufgeschlossen und wollen eigentlich nur, dass ich mich ausprobiere. Erst in der Schule habe ich mich anders gefühlt, denn erst da hat man mir erklärt, dass ich mich auf eine bestimmte Weise zu benehmen hätte. Das ist für mich immer noch ein Prozess: nicht das zu tun, was von mir verlangt wird.
Was wurde denn von Ihnen verlangt?
Ach, das Übliche. Zur Schule gehen, Hausaufgaben machen, pünktlich sein. Was das Schulsystem eben von Kindern verlangt. Das hat sich später fortgesetzt, denn ich habe früh angefangen zu arbeiten, erst als Kellnerin, dann als Bartender. Ich habe kein Problem mit Autoritäten – da kenne ich schlimmere Fälle –, aber ich hasse es, Dinge zu tun, die mir nicht sinnvoll erscheinen.