Nina Hoss
„Ich wollte immer auf die Bühne.“
Zur Person
Nina Hoss (geboren am 7. Juli 1975 in Stuttgart) ist die Tochter des Grünen-Politikers und Gewerkschafters Willi Hoss und der Schauspielerin Heidemarie Rohweder. Früh übte sie fürs Rampenlicht: Zum Geburtstag ihres Vaters sang sie mit fünf Jahren vor versammelter Runde alle sechs Strophen von „Sag mir, wo die Blumen sind“, schon als kleines Mädchen perfektionierte sie ihr Weinen vor dem Spiegel. Nina Hoss besuchte die Schauspielschule Ernst Busch in Berlin. Noch als Schauspielschülerin besetzte Bernd Eichinger sie 1996 als Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt in „Das Mädchen Rosemarie“. Der Film war ihr Durchbruch, sie erhielt die Goldene Kamera als Beste Nachwuchsschauspielerin. Es folgten zahlreiche Rollen in Film und Fernsehen, durch ihre Rolle in der US-Serie „Homeland“ wurde sie auch in den USA bekannt. Sie lebt in Berlin.
26.11.2008, Berlin. Im italienischen Restaurant „Brot und Rosen“ im Prenzlauer Berg wird Nina Hoss wie eine alte Freundin begrüßt. Beim Capuccino wirkt sie entspannt und aufgeräumt, gelassen überzieht sie auch die vorgegebene Interviewzeit. Bloß einmal ist sie kurz genervt – weil sie ihren quietschenden Stuhl gegen einen tauscht, der ebenfalls knarrt.
Frau Hoss, es heißt Sie gingen gern auf den jüdischen Friedhof in Berlin, um Dostojewski zu lesen, stimmt das?
Nina Hoss: (lächelnd) Es ist schon ein bisschen länger her, dass ich da Dostojewski gelesen habe. Aber ich bin gerne dort, das stimmt. Der Park bei mir in der Gegend ist zwar schön, geht mir aber auch auf den Keks, weil er so voll ist. Deswegen habe ich irgendwann den jüdischen Friedhof für mich entdeckt. Er strahlt auf mich eine unglaubliche Ruhe aus, und ich mag, dass er ein kleines Chaos in sich birgt. Es wuchert wild und überall liegen Steine auf den Gräbern. Das hat etwas fast schon Kreatives. Zu Schauspielschulzeiten habe ich dort die russischen Autoren gelesen, weil mir das stimmig erschien. Wenn ich heute hingehe, dann eher, um den Gedanken freien Lauf zu lassen.