Nicolas Cage
„Manchmal fühle ich mich wie ein viereckiger Pflock.“
Zur Person
Nicolas Cage wurde am 07.Januar 1964 unter dem Namen Nicolas Kim Coppola als Sohn eines Literaturprofessors und einer Tänzerin und Choreographin geboren. Er wollte seit seiner Jugend Schauspieler werden und besuchte die UCLA School of Theater, Film and Television. Sein Onkel ist Filmregisseur Francis Ford Coppola, doch um aus dem Namen keine Vorteile zu ziehen, benannte er sich nach dem Marvel-Superheld Luke Cage. Seine erste Kinorolle spielte er 1982 in der Teenie-Komödie „Ich glaub’, ich’ steh im Wald“ und trat danach unter anderem in drei Filmen seines Onkels auf. Zu den wichtigsten Filmen bis zu seinem Oscargewinn für „Leaving Las Vegas“ 1996 zählen „Arizona Junior“, „Mondsüchtig“ und David Lynchs „Wild at Heart“ (1990). Ab Mitte der 90er war er zunehmend in Actionfilmen zu sehen, darunter auch „Con Air“; gleichzeitig konnte er für die Doppelrolle als Zwillings-Autorenpaar in „Adaption“ eine neue Oscarnominierung verbuchen. Zu seinen größten Erfolgen der letzten Jahre zählen die Abenteuerkomödie „Das Geheimnis der Tempelritter“, die Comicverfilmung „Ghost Rider“ und der Animationsfilm „Die Croods“ (2013). Nicolas Cage hat einen 24-jährigen Sohn aus seiner Beziehung zu der Schauspielerin Christina Fulton. Er war mit seiner Kollegin Patricia Arquette und Lisa Marie Presley verheiratet. 2004 heiratete er Alice Kim, mit der er den 2005 geborenen Sohn Kal-El hat.
31.08.2014, Venedig. Später Nachmittag auf dem drückend warmen Lido. Nicolas Cage lässt sich keine Anstrengung anmerken, begrüßt mit festem Handschlag und einem „Wie geht es denn?“, das ehrlich, nicht floskelhaft wirkt. Die Tatsache, dass wir nicht zum ersten Mal mit ihm sprechen, erklärt vielleicht auch, warum der Oscargewinner anlässlich seiner Premiere des Dramas „Joe – Die Rache ist mein“ (ab 23.10. auf DVD) einen Einzeltermin gewährt. Es wird ein eingehendes Gespräch über Extremerfahrungen - vor und jenseits der Filmkameras -, Desinteresse an Lob und Kritik sowie seine Lust am Chaos.
Mr. Cage, viele Leute wissen vielleicht nicht mehr, dass Sie einen Oscar haben. Denken Sie selbst noch häufig dran?
Nicolas Cage: Nein, ich reite nicht auf der Vergangenheit rum. Ich habe die Statuette auch nicht zu Hause rumstehen; sie ist irgendwo sicher aufbewahrt. Ich nehme Lorbeeren und Lob nicht ernst – ebenso wenig wie Kritik.
Auch nicht die Kritik, dass Sie Ihr Talent in den letzten Jahren mit zweitklassigen Actionfilmen verschwendet haben?
Nein, wenn ich das Negative akzeptiere, das irgendwo im Internet zu finden ist oder von einem zynischen Rezensenten verbreitet wird, dann wäre es ähnlich, als würde ich den Schmähungen eines bösen Vaters zuhören, der mich fertig machen will. So kann ich nicht funktionieren. Aber ich höre eben auch nicht auf die Leute, die mich mit Lob überschütten, denn sonst würde ich bloß faul werden. Ich muss mich unbequem fühlen. Ich habe mal David Bowie gefragt: „Wie schaffst du es, dich immer wieder neu zu erfinden?“ Und er sagte: „Ich habe mich nie mit dem wohl gefühlt, was ich gerade machte.“ Das habe ich sehr ernst genommen. Du musst dich selbst herausfordern. Das mag nicht immer allen Leuten gefallen, aber wenn man dabei ehrlich ist, dann gibt es die realistische Chance, dass es Anklang findet.