Neneh Cherry

Neneh Cherry

„Es geht mir nicht darum, den Zeitgeist zu bedienen.“

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  • Kim Hiorthoy
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Zur Person

24.02.2014, Berlin. In einem Hotel nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze schlendert Neneh Cherry unbehelligt durch die Hotel-Lobby. Ihr Handy am Ohr, lauscht sie mit gelassener Aufmerksamkeit dem Anrufer. Genauso entspannt sitzt sie ein paar Minuten später in einem separierten Raum, ein Glas heißer Ingwertee steht vor ihr. Wenige Wochen später wird die Musikerin 50 Jahre alt: Weder sieht noch hört man ihr das Alter an. „Blank Project“, ihr erstes Soloalbum seit 18 Jahren, beschäftigt die Musikpresse vielmehr noch genauso wie die großen Erfolge Cherrys in den 90ern. Die allgemeine Beachtung gefällt der Musikerin, auch wenn sie andere Ansprüche an ihre Arbeit stellt als Medieninteresse und Verkäufe. Einmal angefangen, redet Neneh Cherry fast ohne Unterbrechung und einstudierte Antworten. So erfahren wir, wo die Musikerin besonders kreativ ist, warum sie sich eine Weile von ihrer Karriere zurückziehen musste und was sie als „verbalen Durchfall“ bezeichnet.

Miss Cherry, Sie waren 1988 – ein Jahr, bevor die Mauer fiel – schon mal in Berlin. Erinnern Sie sich an den Besuch damals?

Neneh Cherry: Absolut! Ich habe nämlich gegen die Mauer gepinkelt. Mein ätzender Urin hat sie endgültig gekillt. (lacht)

Jetzt werden wir gleich zu Beginn von Ihnen auf den Arm genommen...

Keineswegs! Es war so: Wir waren damals mit mehreren Bands in Berlin, noch bevor meine erste Single „Buffalo Stance“ in England veröffentlicht wurde. Sie muss damals um die Zeit rausgekommen sein. Wir hatten einen Tag frei und sind mit unserem Produzenten Tim Simenon durch Berlin gefahren. Ich war hochschwanger mit meiner zweiten Tochter Tyson und musste dringend aufs Klo, frei heraus gesagt: echt dringend pissen. Also rief ich Tim zu, er solle den Wagen anhalten. Ich sprang aus dem Auto und rannte zur Mauer, um zu pinkeln. Das war der Anfang vom Ende für das geteilte Deutschland. (lacht)

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