
Neil Gaiman
„Geschichten können länger bestehen als Steine.“
Zur Person
Neil Gaiman wurde am 10.11.1960 in Portchester, England, geboren. Nachdem seine Kurzgeschichten nirgendwo veröffentlicht wurden, arbeitete er zunächst als Journalist. Den Durchbruch schaffte er mit dem Comic „The Sandman“, der zwischen 1988 und 1996 veröffentlicht wurde und als erster seiner Gattung Literaturpreise gewann. Der Brite arbeitete zeitweilig bei DC Comics und schrieb später auch Romane, Kinder- und Drehbücher. Neil Gaiman ist seit 2011 mit der Musikerin Amanda Palmer verheiratet, hat drei Kinder und lebt in der Nähe von Minneapolis.
06.06.2008, Hamburg. Neil Gaiman erzählt gern. Anekdoten, Bilder, Beispiele prägen das, was er bei einer Tasse Kaffee zu sagen hat, bevor er auf den Punkt kommt – und auch seine Mimik teilt stets die Begeisterung für die eigene Arbeit mit: das Erzählen von Geschichten in Graphic Novels.
Mr. Gaiman, was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Comic und einer Graphic Novel?
Neil Gaiman: Es gibt keinen. Es ist ähnlich wie mit Prosa und Büchern: Ein Buch ist eine recht lange Sammlung von Prosa. Der Comic ist ein Medium, das Wort und Bild nutzt; die Graphic Novel ist ein Objekt, das man vermutlich in einem Buchladen bekommt.
Graphic Novel klingt also einfach nur besser.
Ja, es ist eine Marketingkategorie. Mit Comics verbindet man dünne Heftchen, Graphic Novel hört sich nach etwas Wertbeständigem an. Auf der Weihnachtsfeier eines Literaturverlages fragte mich ein Redakteur des Daily Telegraph, was ich mache. Als ich ihm sagte, dass ich Comics wie „Sandman“ schriebe, entgegnete er: „ Neil Gaiman – Sie schreiben doch keine Comics, sondern Graphic Novels!“ (lacht) Ich fühlte mich wie eine Hure, der gerade gesagt worden war, dass sie die Dame des Abends ist.