
Moses Pelham
„Ich glaube, ich wäre ein guter Anwalt geworden.“
Zur Person
Moses Pelham wurde am 24. Februar 1971 als Sohn eines amerikanischen Bluesmusikers und einer deutschen Versicherungsangestellten in Frankfurt am Main geboren. Auf einer USA-Reise kam er mit zwölf Jahren erstmals mit Rapmusik in Kontakt und war sofort infiziert. Noch als Schüler verkaufte er selbstgemachte Mixtapes in seinem lokalen Umfeld, parallel schrieb und produzierte er seine ersten beiden Soloalben. Erstmals breites öffentliches Interesse erfuhr er 1994 mit der Veröffentlichung des Debüts seines Hip-Hop-Projekts Rödelheim Hartreim Projekt, das mit seinen maschinellen Beats und martialischen Texten weithin als Geburtsstunde des deutschen Straßen-Rap gilt. Für Pelham war dieser Sensationserfolg der Auftakt zu einer hierzulande beispiellosen Karriere: als Solokünstler mit einem eigenen Werk von neun Studioalben, und als Entdecker, Produzent und Langzeit-Partner von Jungtalenten, darunter Rappern wie Illmatic und Sebastian Hämer; Sabrina Setlur und Cassandra Steen, mit der gemeinsam Pelham seit 2001 das Bandprojekt GLASHAUS betreibt. Pelham beendet seine Karriere mit einem Rekord, der nie mehr gebrochen werden kann: Er ist der einzige Hip-Hop-Künstler weltweit, der in jedem Jahrzehnt seit den 1980er-Jahren Tonträger in den offiziellen Deutschen Charts platzieren konnte.
23. Januar 2025, Hamburg. Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist. So plausibel und einfach das klingt, so erfolglos gerät oft die Umsetzung. Erst recht, wenn das zu Beendende ein komplettes Lebenswerk mitsamt einer außergewöhnlichen Karriere umfasst. Moses Pelham, Rapper, Songwriter, Musikproduzent, Talentschmied und frühester Pionier des deutschsprachigen Straßen-Raps, macht trotzdem Nägel mit Köpfen: Mit gerade mal 53 Jahren verlässt Pelham mit dem Farewell-Album „Letzte Worte“ und einer großen Tournee nicht nur Bühne und Rampenlicht, sondern die Musik generell. Ein spannender Zeitpunkt, um mit ihm zurückzuschauen: auf künstlerische und private Wege. Auf beste Freunde und große Enttäuschungen in 30 Jahren als Schlüsselfigur im deutschen Rap. Auf die radikalen Umwälzungen und neuen Spielregeln in der Musik- und Medienbranche im digitalen Zeitalter. Und natürlich auf die rasante Entwicklung der deutschen Rapmusik vom nischigen Exoten zu einem der populärsten Bestandteile der gegenwärtigen Jugendkultur.
Moses Pelham, zu Beginn ein Feedback aus meinem nicht allzu Rap-affinen Umfeld: Gleich mehrere sagten, sie würden Ihr kürzlich 31 Jahre alt gewordenes Debüt des Rödelheim Hartreim Projekts auch heute noch unheimlich gern hören, weil es so zeitlos gut sei. Ein Kompliment, das Sie gern hören?
Das ist sehr schmeichelhaft und freut mich natürlich, aber leider empfinde ich das nicht so.
Warum?
Es gibt durchaus ein paar Werke, an denen ich beteiligt war, die sehr gut gealtert sind. Aber „Direkt aus Rödelheim“ ist für mich keines davon. Ich weiß, dass diese Platte vielen meiner Leute eine ganze Menge bedeutet, weshalb wir sie zur Veröffentlichung von „Letzte Worte“, das auf den Tag genau 31 Jahre nach „Direkt aus Rödelheim“ erschien, noch mal in einem Vinyl-Bundle auflegten, aber ich finde sie heute regelrecht unerträglich.