
Moritz von Uslar
„Provozieren halte ich für ein vergebliches Geschäft.“
Zur Person
Moritz von Uslar (geboren am 25. Juli 1970 in Köln) absolvierte nach seiner Internatszeit im Schwarzwald ein Volontariat beim Zeitgeistmagazin „Tempo“, anschließend war er von 1992 bis 2004 Redakteur beim Süddeutsche Zeitung Magazin. Einer seiner ersten Jobs war ein Interview mit Mick Jagger. Es sollte eine „große Strecke“ im Magazin werden, 20 Seiten lang. Doch die Presseagenten des Superstars boten nur 20 Minuten im Pariser Hotel an. Der Journalist musste also erfinderisch sein – es war die Geburtsstunde der bekannten 100-Fragen-Interviews. Ein Format, das er nur bei Omar Sharif nicht durchziehen konnte: Dieses Interview endete bei Frage 67. Nach Station beim „Spiegel“ arbeitet von Uslar auch für Die Zeit. Außerdem schreibt er Bücher. Aus seiner Beziehung mit der Schauspielerin Nicolette Krebitz hat er einen Sohn. Er lebt in Berlin.
05. März 2020, Berlin. Rauchen, das war damals. Eine schöne Zeit sei das gewesen, als das Rauchen noch ein, wie er sagt, unschuldiges Rauchen war. Wir sind telefonisch verabredet, Moritz von Uslar steht während des Gesprächs auf dem Balkon. Er sei ein Fan von Luft, er gehöre zu denen, die immer die Fenster aufreißen müssen, er atme gerne. Sein Blick geht in den Hinterhof, grün und typisch Berlin. „Verrückt frühlingshaft“, nennt der Autor das Wetter, er trägt Jeansjacke und Schal. Ob ihm wohl alle beim Telefonieren zuhören? Hoffentlich nicht – es sei sehr still ringsherum. Als Erfinder der 100-Fragen-Interviews hat er sich ein Staccato angewöhnt, das er auch während unseres Gesprächs nicht ablegt. Für ihn sind Interviews inzwischen Frage-Antwort-Spiele. Sein Ton ist heiter, unser Spiel gefällt ihm. Das erstaunlichste Bekenntnis: sein Faible für Designs von Tiefkühlware.
Herr von Uslar, was, wenn ich Sie nicht mag?
Das würde ich bedauern.
Warum?
Weil es immer schöner ist, gemocht zu werden.