Moritz Bleibtreu
„Ich hatte nie einen Bezug zum Deutschsein.“
Zur Person
Moritz Bleibtreu wurde 1971 in München als Sohn der Schauspieler Monica Bleibtreu und Hans Brenner geboren. Brenner verließ die Familie sehr früh, woraufhin Mutter und Sohn nach Hamburg zogen. Bleibtreu brach das Gymnasium nach der 10. Klasse ab und nahm Schauspielunterricht in Paris, Rom und New York. Seinen Durchbruch feierte er 1997 als Kleinganove Abdul in Til Schweigers dramatischer Komödie „Knockin' on Heaven‘s Door“. Seither verkörperte er in rund drei Dutzend Filmen häufig Schurken, Außenseiter oder Männer in Extremsituationen, mal humorvoll, mal tiefernst, immer ambivalent und von Charaktertiefe geprägt. Der Vater eines achtjährigen Sohnes lebt mit seiner Familie in Reinbek bei Hamburg.
13.01.2006, Hamburg. Der Panorama-Blick aus dem rundum verglasten Ballsaal im obersten Stockwerk des Hotels ‚Hafen Hamburg’ ist überwältigend. Moritz Bleibtreu fläzt im Clubsessel, trinkt fünf doppelte Espressi, raucht kontinuierlich und redet zielgerichtet, ungebremst und überaus ehrlich drauflos.
Moritz, wie sehen Sie das: Ist uneingeschränkte Zufriedenheit etwas Erstrebenswertes oder schlicht langweilig?
Moritz Bleibtreu: Ich empfinde das als extrem erstrebenswert. Ich bewundere Menschen, die eine solche Zufriedenheit von sich aus mitbringen. Zumal es oft etwas ist, das man gar nicht an der Lebenssituation von jemandem festmachen kann. Ich kenne Leute, die in ihrem Leben alles haben, was man braucht, um ausgeglichen und zufrieden zu sein und es trotzdem überhaupt nicht sind. Andere haben nichts und rennen trotzdem mit einer gottgegebenen Zufriedenheit durch die Welt. Wenn man eine Pille erfinden würde, die dieses Gefühl erzeugt, dann würde man damit wohl noch reicher werden als mit Prozac.
Erzählen Sie doch mal von einer Begebenheit, die dazu führte, dass Sie sich explizit mit Ihren inneren Unzufriedenheiten auseinander gesetzt haben.
Das sind bei mir eher Kleinigkeiten. Wenn ich manchmal wüsste, warum ich jetzt gerade zufrieden oder unzufrieden bin, dann wäre mir wahnsinnig viel geholfen. Es ist für mich oftmals das größte Übel, dass ich gar nicht weiß, warum es mir gut oder schlecht geht. Manchmal findet man das dann im Nachhinein raus, aber oft bleiben die Gründe für meinen Gemütszustand völlig rätselhaft. Ich habe immer wieder Zeiten, in denen es mir echt nicht gut geht und ich nicht weiß warum.