Moby
„Auch meine dümmsten Fehler waren unglaublich lehrreich.“
Zur Person
Moby (geboren als Richard Melville Halle am 11.09.1965 in Harlem, New York) verlor seinen Vater im Alter von zwei Jahren, mit Anfang 20 auch seine Mutter. Noch während der Schulzeit gründete der Musi-ker, dessen Spitzname sich auf seinen Großonkel, den „Moby Dick“-Autor Herman Melville, bezieht, seine erste Punkband. In den 90er-Jahren vertiefte er sich in elektronische Sounds, kombinierte Samples, Dance-Beats und Klassik-Versatzstücke zu einem kommerziell überaus erfolgreichen Pop-Amalgam. Songs wie „Why Does My Heart Feel So Bad“, „Natural Blues“ oder „Lift Me Up“ wurden Riesenhits. Im Zuge des Ruhms bekam Moby psychologische Probleme, litt unter Alkoholsucht. Moby ist seit vielen Jahren überzeugter Veganer und engagiert sich für Tierrechte. Zwei Autobiografien sind bislang erschie-nen: „Porcelain“ und „Then It Fell Apart“.
25. März 2021, Los Angeles. In seinen Rock’n’Roll-Jahren rund um die Jahrtausendwende zog Moby um die Häuser, nahm jedes Festival mit und versank zwischenzeitlich im Nebel aus Alkohol und Drogen. Heute teilt er auf seiner Facebookseite Fotos, die ihn zusammen mit einem knuffigen Vierbeiner namens Bagel zeigen. Der frühere Party-Typ mag es heute häus-lich, sein neues Album ist eine Klassik-Platte und erscheint auf dem Edel-Label Deutsche Grammophon – ein guter Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme: Wer ist Moby?
Moby, vor einigen Jahren haben Sie in einem Interview gesagt, dass Sie ab 55 das alles nicht mehr in Kauf nehmen wollen, die Tourneen, den Stress, das Leben im Hotel. Jetzt sind Sie 55. Und?
Ich will mich gar nicht über dieses Dasein beschweren. Niemand sollte einem Künstler zuhö-ren, der übers Tourleben klagt. Und doch bin ich einer von ihnen: Ich liebe es, Musik zu ma-chen, aber ich hasse es, auf Tour zu sein. Ich würde gern einen Weg finden, den Rest meines Lebens nie wieder auf Tournee gehen zu müssen. Ich habe das lange Zeit gemacht und bin dankbar dafür, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Aber ich bin nun mal gern zu Hause. Ich gehe wandern, ich bastele in meinen eigenen vier Wänden an neuen Songs, ich schlafe in meinem eigenen Bett. Diese einfachen Dinge machen mich so viel glücklicher, als auf einem Festival vor 100.000 Leuten zu performen und nachher alleine im Hotelzimmer zu hocken.
Wann sind Sie das erste Mal getourt?
Ich habe 1983 angefangen, damals noch mit meiner Punkband. Bis vor drei, vier Jahren ha-be ich es durchgezogen. Das ist schon eine sehr lange Zeit. Ohne jetzt übertrieben altruis-tisch zu klingen: Es gibt da draußen so viele Musiker, die es lieben zu touren. Denen muss ich nicht unbedingt den Platz im Line-up wegnehmen.