Mike Mills

Mike Mills

„Unser inneres Kind begleitet uns ein Leben lang.“

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Zur Person

14. März 2022, New York. Auf dem Kaminsims hinter sich hat Mike Mills eine ganze Reihe von Familienfotos aufgebaut. Familie, das ist das große Thema des 56-jährigen Regisseurs, der in Filmen wie „Thumbsucker“ und „Beginners“ auch aus persönlichen Erfahrungen schöpft. Sein neuer Film handelt von den zunehmenden Schwierigkeiten, die das Heranwachsen in einer auch emotional hochkomplexen modernen Welt für Kinder mit sich bringt. Doch auch als Erwachsener hat Mills gelernt, sich permanent zu hinterfragen. Als Kulturschaffender, als weißer Amerikaner, als Mann. Ein Gespräch über die Problematik, auch da Fragen zu stellen, wo die Antwort bisher in den eigenen Privilegien lag.

Mike Mills, die Hauptfigur in Ihrem neuen Film „Come on, Come on“ verdient ihr Geld als Radioreporter, der Kindern Fragen über ihr Leben und die Zukunft stellt. Auch Sie haben sich für „Come On, Come On“ echte Kinderstimmen vors Mikrofon geholt. Welche Fragen, welche Antworten haben Sie verblüfft?

Ich bin Vater eines Neunjährigen, und der stellt laufend Fragen oder macht interessante Bemerkungen. Bemerkungen, die ihrerseits Fragen nach sich ziehen, die teilweise schwer zu beantworten sind. Wenn Kinder also auf die Frage, wie sie sich die Zukunft vorstellen, die Frage einfach zurückgeben, denke ich mir manchmal: Das möchte ich dir lieber gar nicht erzählen. Während ich den Film drehte, ist mir zunehmend der Verdacht gekommen, dass es vielleicht ganz schön manipulativ ist, Kinder nach ihren Vorstellungen von der Zukunft zu fragen. Natürlich bildet diese Frage im Film eine schöne Klammer, aber mir kam es irgendwann richtig ausbeuterisch vor, Kinder damit zu konfrontieren. Im Grunde ist es nicht fair.

Warum denn nicht?

Stichwort Klimawandel. Die sich anbahnende Klimakatastrophe. Zunächst hatte ich das gar nicht so im Sinn, aber im Laufe der Dreharbeiten wurde mir klar, dass das alles in den Köpfen der Kinder sehr präsent ist, obwohl sie ja am wenigsten dafürkönnen. Und noch etwas anderes: Wir haben auch Schwarze Kinder interviewt, Kinder, die sich zwischen den Geschlechtern bewegen, Kinder mit neurologischen Besonderheiten. Das sind Kinder, für die die Welt immer feindseliger wird, immer weniger liberal. Als älterer weißer Mann bewege ich mich auf tückischem Terrain, ausgerechnet von diesen Kindern Antworten hören zu wollen.

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