Michael Chabon

Michael Chabon

„Ein Roman ist immer ein Akt der Täuschung.“

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  • Valerie Schmidt
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Zur Person

15. März 2018, Berlin. Michael Chabon hat es die Stimme verschlagen. Der Literaturstar befindet sich auf einer Lesereise für einen Roman, der einerseits mindestens 12 Monate auf dem Buckel hat, andererseits auch für die nähere Ewigkeit gemacht ist. „Moonglow“ lädt Fakt und Fiktion zum romantischen Engtanz ein und erzählt eine Geschichte, die aus den Trümmern von persönlicher und nationaler Identität aufersteht. Ein Gespräch über die Eroberung des Weltraums, die Probleme des Heimatplaneten, und die Literatur, die beide versöhnt. Trotz Erkältung.

Mr. Chabon, können Sie sich daran erinnern, wo Sie am 28. Januar 1986 waren?

Oh ja. Damals war ich in einem Seminar für kreatives Schreiben an der Universität von Irvine in Kalifornien eingeschrieben. An dem Tag selbst war ich morgens zusammen mit einer Freundin in eine Werkstatt gefahren, damit sich der Monteur ihr Auto einmal genauer angucken konnte. Während das geschah, warteten wir beide in einem Vorzimmer, in dem ein Fernsehgerät unter der Decke hing. Darauf wurde gerade die Live-Übertragung vom Start der Raumfähre Challenger gezeigt, der dann bekanntermaßen fürchterlich schief ging.

Welche Gefühle löste das in Ihnen aus?

Es war seltsam. Ich empfand Horror, aber der Anblick des explodierenden Space Shuttles hatte auch eine merkwürdige Schönheit. Der Ausdruck „Man konnte seinen Augen nicht trauen“ drängte sich auf. In einer Zeit, in der alles Mögliche live im Fernsehen gezeigt wurde, hatte man so etwas noch nie gesehen. Der Schock war ähnlich wie später am 11. September 2001. Es fühlte sich irreal an, noch während es geschah.

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