Maxim Biller
„Ich langweile mich zu Tode in diesem Land.“
Zur Person
Maxim Biller wurde am 25.08.1960 als Sohn russisch-jüdischer Eltern in Prag geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie nach München. Nach der Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule arbeitete Biller als freier Autor, u.a. schrieb er für Tempo die polemische Kolumne „Hundert Zeilen Hass“. In seinen Romanen und Essays befasst er sich zumeist mit Fragen jüdischer Identität in Deutschland. Im Oktober 2007 bestätigte das Bundesverfassungsgericht das Verbot seines Romans „Esra“, gegen den eine ehemalige Freundin Billers sowie deren Mutter wegen Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte geklagt hatten. Im Februar 2008 wurde Biller zur Zahlung von 50.000 Euro Schmerzensgeld verurteilt. Maxim Biller lebt und arbeitet in Berlin.
31.01.2008, Berlin. Maxim Biller empfängt in seiner Wohnung. Er ist höflich, wirkt aber leicht genervt. Interviews mag er nicht. Er brauche keine Aufwärmfragen, sagt er. Man solle gleich fragen, was einen wirklich interessiere.
Herr Biller, gibt es etwas Leichteres, als über Liebe zu schreiben?
Maxim Biller: Natürlich – tausend Sachen sind leichter als die Liebe.
Es ist immerhin ein Thema, bei dem sich jeder sofort angesprochen fühlt.
Sie glauben, ich habe das kalkuliert, stimmt’s? Sie denken, ich habe beim Schreiben von „Liebe heute“ gedacht: Ach, über Juden will keiner mehr etwas lesen, also jetzt Liebe. Stellen Sie sich vor: Wer „100 Zeilen Hass“ geschrieben hat, liebt auch die Liebe.