Max Richter

Max Richter

„Komponieren ist mein Weg, um durch den Tag zu kommen.“

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26. November 2019, Berlin. Das Axel-Springer-Hochhaus hat 19 Stockwerke, im obersten liegt der Journalistenclub, er gilt als einer der exklusivsten Orte Berlins. Im britisch-kolonialen Flair sitzen einige der führenden Köpfe des Springer-Konzerns zusammen und diskutieren über Stellenabbau und Meinungsfreiheit. In diese großspurige Kulisse tritt ein Mann mit bescheidenem Auftreten: graues Sakko, blau-weiße Sneaker. Max Richter hat einen ernsten, melancholischen Blick, durch den manchmal ein kleines Lächeln bricht. Kurz schreibt er noch seinem Sohn, bevor er im Gespräch ganz in die Welt der Musik eintaucht.

Herr Richter, warum hören wir traurige Musik, wenn wir traurig sind?

(überlegt) Sie gibt einem in schweren Zeiten das Gefühl, verstanden zu werden. Das Leben ist herausfordernd und wird zunehmend kompliziert. Musik verschafft darin einen Raum, in dem sich das Denken entfalten kann. Das kann sehr hilfreich sein.

Können Sie sagen, woher Ihre Musik kommt?

Meine ersten Erinnerungen, die ich von meiner Kindheit habe, sind Melodien in meinem Kopf. Ich war vielleicht drei oder vier Jahre alt, und ich dachte, das wäre normal. Ich spielte mit meinen Spielzeugen, dann kamen Melodien, die ich formte – und dann wandte ich mich wieder den Spielzeugen zu. Das tat ich ständig. Erst viel später fand ich heraus, dass das erstens nicht normal war und dass man das zweitens komponieren nennt. Ich kann diesen Prozess aber nicht erklären, und weil ich auch nie in dem Kopf eines anderen Menschen war, kann ich ihn auch nicht vergleichen. Das Komponieren ist bis heute mein Weg, um durch den Tag zu kommen.

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