Max Moor
„Vielleicht ist Gott ja ein Würfel.“
Zur Person
Max Moor, geboren am 01.05.1958 in Zürich, wuchs als Dieter Moor auf dem Land als Sohn eines Versicherungsvertreters auf. Nach der Schule besuchte er die Zürcher Schauspielakademie und arbeitete als Schauspieler am Theater und beim Film. Seine Karriere als Moderator begann beim ORF, seit 2007 präsentiert Moor die ARD-Kultursendung „ttt – titel, thesen, temperamente“. Seit 2010 moderiert er auch den rbb-Thementalk „Im Palais“. Zudem ist er für den rbb mit der Sendung „Bauer sucht Kultur“ unterwegs. Bis 2003 lebte Moor mit seiner Frau Sonja, einer Filmproduzentin, auf einem kleinen Bauernhof in Bäretswil im Zürcher Oberland. 2003 entschieden sie sich, die Landwirtschaft ernsthaft zu betreiben und wechselten nach Hirschfelde in der Nähe von Berlin. Sie bewirtschaften dort inzwischen einen landwirtschaftlichen Betrieb mit biologisch-dynamischem Landbau von 70 Hektar und züchten unter anderem Wasserbüffel und Galloway-Rinder. Moors Bücher „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht. Geschichten aus der arschlochfreien Zone“ (2009) und „Lieber einmal mehr als mehrmals weniger. Frisches aus der arschlochfreien Zone“ (2012) waren ein großer Erfolg. Allein vom ersten Buch wurden ca. 400.000 Exemplare verkauft. Im Mai 2012 gab er bekannt, dass er demnächst die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen werde. Am 17.04.2013 verkündete er, seinen Vornamen in Max ändern zu wollen.
02.09.2014, Berlin. Der Moderator Max Moor absolviert einen preußisch getakteten Interviewmarathon im Café Einstein an der Kurfürstenstraße. Seiner Laune hat das bis jetzt so wenig anhaben können wie dem charakteristischen weißen Hemd. Der Mann wirkt tiefenentspannt und neugierig. Das Gespräch wird kurzerhand vor die Tür verlegt, wo geraucht werden darf. Es folgen: Ebenso philosophische wie humorvolle Betrachtungen des Lebens und seiner Evolution – der privaten, globalen und universellen.
Herr Moor, wir stehen noch ganz unter dem Eindruck des Films „Planet Deutschland“, dem Sie als Erzähler Ihre sonore Stimme leihen. Der Film erzählt 300 Millionen Jahre deutsche Geschichte: Deutschland am Äquator, Lagunen in Bayern, Saurier in Sachsen… Würden Sie sagen, dass Evolution eine gute Sache ist, die in die richtige Richtung führt?
Max Moor: Sie führt Gott sei Dank in gar keine Richtung. Sie passiert einfach. Das ist das Gute und das Tröstliche. Evolution bedeutet ja nichts anderes als Veränderung. Das Schlimme ist, wenn sich gar nichts verändert, das ist der absolute Horror. Wir leben aber in einer Gesellschaft, in der das Credo lautet: Alles muss so bleiben, wie es ist. Bei Goethe schon: ‚Ach Augenblick, verweile doch‘. Die Natur, überhaupt die Geschichte unseres Planeten erzählt uns aber: Nein. Die Veränderung ist es.
Aber wenn beim Neandertaler Schluss gewesen wäre mit der menschlichen Entwicklung, wäre das so schlimm gewesen? Der war ja nicht so blöd, wie man gemeinhin denkt.
Der Neandertaler war ein sehr pfiffiges Kerlchen. Und den haben wir ja in den Genen. Ich bin noch aufgewachsen mit der Pseudobildung: Es gab den Homo sapiens, der war der Tolle. Und dann gab es noch diese Primitiven, diese Neandertaler. Aber die haben sich nicht durchgesetzt gegen uns. Jetzt kommt man allmählich dahinter, dass es eine ganze Reihe intelligenter Urmenschen gab, von schlauen Tieren ganz zu schweigen. Aber wenn der Homo sapiens es nicht geschafft hätte, wär’s auch nicht schlimm gewesen. Hätte halt ein anderer das Rennen gemacht.