Martina Fuchs
„Es gibt für jeden Menschen das richtige Spiel.“
Zur Person
Martina Fuchs (geboren am 20.03.1978 in Moers) wuchs im Ruhrgebiet auf, zog dann aber für ihr Philosophiestudium an die Mosel. Hier entdeckte sie 2008 ihre Begeisterung für Brettspiele wieder. Ihr großes Anliegen ist schon immer, vor allem junge Menschen für Brettspiele zu begeistern. So gründete sie mehrere Spieletreffs für Erwachsene, Kinder und Jugendliche und leitete einige Brettspiel-AGs an verschiedenen Schulen. Mittlerweile lebt sie in Köln und ist als Gruppenleitung im Ganztag einer Grundschule tätig. Im Podcast Fux & Bär informiert sie seit 2018 gemeinsam mit ihrem ebenfalls spielebegeisterten Partner ausführlich über ausgewählte Gesellschaftsspiele. Unter dem Hashtag #Brettspielcake hat Martina Fuchs erstmalig 2019 eine Charity-Aktion initiiert, bei der während der Spielemesse in Essen Kuchen für den guten Zweck verkauft wurden. Seit Sommer 2020 ist sie Mitglied in der Jury für das Spiel des Jahres und darf dieses Jahr erstmalig mitentscheiden.
20. Januar 2021, Köln. Wo bei anderen das Wohnzimmer mit Fernseher ist, befindet sich in der Wohnung von Martina Fuchs ein Spielzimmer mit mehr als 700 Brettspielen und einem großen Tisch, an dem sie unzählige Stunden verbringt. Das muss sie auch, denn seit dem vergangenen Sommer gehört sie als eine von zwei Frauen der zehnköpfigen Jury an, die jährlich aus mehr als 250 Neuheiten das Spiel des Jahres wählt. Mit Blick auf die große Spielewand plaudern wir über den pädagogischen Wert von Brettspielen, Diversität in der Spielewelt, gute und schlechte Verlierer und natürlich: Monopoly. Logisch, dass die Spieleexpertin dabei zwischendurch auch das ein oder andere Exemplar aus dem Regal zieht.
Martina Fuchs, auf die Gefahr hin, dass wir uns gleich Klischees um die Ohren hauen: Spielen Männer und Frauen unterschiedlich?
Das ist eine interessante Frage, und es ist schade, dass dazu kaum wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen. Gefühlt spielen Männer und Frauen anders, ja. Das liegt aber nicht daran, dass Frauen Frauen und Männer Männer sind, sondern an unserer Sozialisation. Meiner Erfahrung nach spielen die meisten Frauen ungern konfrontativ, sie fühlen sich also in Eins-gegen-eins-Duellen, bei denen es darum geht, den Gegner zu bekämpfen oder ihm etwas wegzunehmen, eher unwohl. Kooperatives Spielen, also das gemeinsame Spielen gegen das Spiel, ist bei Frauen deutlich beliebter, genauso wie die sogenannten Eurogames.
Worum geht es dabei?
Eurogames sind zwar kompetitiv, aber die Interaktion ist eher indirekt. Man nimmt dem Gegner nicht so richtig was weg, sondern spielt vor allem für sich selbst. Es geht meistens darum, sich etwas aufzubauen und dabei möglichst viele Punkte zu sammeln. Ein schönes Beispiel für ein Brettspiel mit geringer Interaktion ist das Legespiel „Azul“, bei dem man farbige Fliesensteine kombinieren muss. Dafür nehme ich mir nach bestimmten Regeln Fliesenstücke aus der Auslage und baue diese auf meiner Ablagetafel an. Eine Konfrontation mag hier darin bestehen, dass der andere ausgerechnet das Stück nimmt, was ich gerne hätte. Das ist aber im Gegensatz zu hochkonfrontativen Spielen wie zum Beispiel „Risiko“, bei denen man dem Mitspieler immerhin sein Land und damit die Existenzgrundlage wegnehmen muss, deutlich weniger rabiat.