Martin Walser

Martin Walser

„Ohne Lotto bin ich nicht denkbar.“

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  • Tanja Kernweiss
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Zur Person

13. Juni 2018, Nußdorf am Bodensee. Martin Walser empfängt in seinem Allerheiligsten: daheim in seinem Arbeitszimmer. Der Schreibtisch herrscht aus der Tiefe des Raumes, vom Sessel mit der hohen Rückenlehne schweift der Blick in den Garten, auf ein jahrhundertealtes Eichenspalier. Zwischen den sieben hohen Stämmen schimmert der See. Schwimmen sei er heute nicht gegangen. Gestern ja und morgen wieder. Die Berge auf der Schweizer Seite kann man nur erahnen. Der Tag ist bedeckt und kühl. Wir sprechen über Schönheit, Konkurrenz, Gedenken und Sprache. Und über Personen: Putin und Trump, Jakob Augstein und Martin Walser.

Herr Walser, was ist schön?

Etwas schön zu finden, ist das Hilfreichste und Rettungsmächtigste. Gott sei Dank besitze ich das Talent, etwas schön zu finden. In Nietzsches Geburt der Tragödie heißt es: „Das Dasein der Welt ist nur als ästhetisches Phänomen gerechtfertigt.“ Viel später, in „Ein sterbender Mann“, habe ich gesagt: „Mehr als schön ist nichts.“

Beim letzten GALORE-Gespräch vor knapp vier Jahren haben Sie über die Schönheit der Bundeskanzlerin gesprochen. Finden Sie Angela Merkel noch immer schön?

Das mit der Bundeskanzlerin habe ich als Urerlebnis erfahren: Wie schön die Merkel ist, wenn sich in ihrem Gesicht die unvorhersehbaren Gedanken spiegeln... Das ist ja der Unterschied zu Scholz, Schulz und so weiter: Die sagen Sachen, die sie vorher schon wissen, und die Merkel sagt Sachen, die in diesem Augenblick entstehen. Und das ist fundamental schön.

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