Markus Rex

Markus Rex

„Ein kleines Zeitfenster bleibt uns noch.“

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Zur Person

6. November 2020. Seit 25 Tagen ist Markus Rex wieder in Deutschland, einer Welt, die ihm zunächst völlig fremd vorgekommen sein muss, war er doch neun der letzten zwölf Monate in einem der lebensfeindlichsten Gebiete der Erde unterwegs. Rex leitete die MOSAiC-Expedition und ließ sich, gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam, an Bord des eingefrorenen Forschungsschiffs Polarstern ein Jahr lang durch die Arktis treiben. Wir erreichen ihn am Telefon in Bremerhaven, dem Hauptquartier des Alfred-Wegener-Instituts, und sprechen über Demut in der Polarforschung, die Schönheit der tiefschwarzen Polarnacht und gefrierenden Glühwein. Ausgiebig erzählt Markus Rex von der Vermessung einer gefährdeten Welt.

Markus Rex, mit welchen Erwartungen und Ängsten geht man in die bislang größte Arktis-Expedition aller Zeiten?

In wissenschaftlicher Hinsicht hatten wir uns sehr hohe Ziele gesteckt: das gesamte Klimasystem der Zentralarktis besser zu verstehen, auch multidisziplinär, also die Verbindung zwischen all den Prozessen, die sich dort abspielen, zwischen Atmosphäre, Meereis, Schnee, Ozean, dem Ökosystem und der Biogeochemie. Was den Verlauf der Expedition betrifft, haben wir uns vollständig in die Hände der Natur begeben. Entsprechend war uns von Beginn an klar, dass vieles nicht planbar ist. Deshalb war unsere einzige Erwartung, uns in einer großen Eisscholle festfrieren zu lassen, durch die Arktis zu driften und hoffentlich von der sibirischen auf die atlantische Seite zu kommen. Der Rest war vollkommen ungewiss.

Und die Ängste?

Angst wäre das falsche Wort. Ich wusste, dass wir mit sehr vielen Herausforderungen und mehr oder weniger kontrollierbaren Risiken konfrontiert werden würden. Deswegen haben wir vorab detaillierte Sicherheitskonzepte entwickelt. Angst ist, ganz grundsätzlich, ein eher lähmender Bewusstseinszustand, der nicht hilfreich dabei ist, Risiken durch rationale Entscheidungen zu minimieren. Ich bin auch nicht der Typ für Angst. Der Respekt vor den Herausforderungen war aber selbstverständlich immer da.

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