Marius Müller-Westernhagen
„Sobald es gemütlich wird, bin ich raus.“
Zur Person
Marius Müller-Westernhagen (geboren am 6.12.1948 in Düsseldorf) ist Sohn des Schauspielers Hans Müller-Westernhagen. Schon kurz bevor dieser mit 44 Jahren verstarb, hatte sein Sohn Marius erste Auftritte in Film und Fernsehen. Eine Karriereoption war auch der Profifußball, am Ende gewann die Rockmusik: Sein Glück versuchte er zunächst als Sänger der Band Harakiri Whoom, ab Anfang der 70er-Jahre als Solokünstler. Die ersten Alben verkauften sich nicht gut, der Durchbruch gelang ihm 1978 mit dem Album „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“. Zwei Jahre spielte er den Helden im Erfolgsfilm „Theo gegen den Rest der Welt“. Nachdem die Musikkarriere in den 80er-Jahre erneut ins Stocken geriet, entwickelte sich 1989 das Album „Halleluja“ zum Super-Bestseller. Als einer der ersten deutschen Künstler etablierte sich Westernhagen in den 90er-Jahren als Arena-Act, bis er am Ende der Dekade selbst den Stöpsel zog und keine weiteren Konzerte in Stadien spielte. Auf Tour geht er seitdem in Clubs, seine Alben verkaufen sich weiter gut, erreichen hohe Chart-Platzierungen. Westernhagen lebt mit seiner zweiten Frau Lindiwe Suttle in Berlin.
14.05.2014, Berlin. Vor sechs Jahren waren GALORE und Marius Müller-Westernhagen keine Freunde: Damals ließ er das Magazin aufgrund einer Aussage in einem Jan Delay-Interview verklagen. Nun revanchiert sich der wie immer perfekt und superstylish in Schwarz gekleidete Deutschrocker mit ungewöhnlich viel Gesprächszeit. Dabei streift man durch eine 40-jährige Karriere, hangelt sich an Anekdoten und Ereignissen entlang, klärt so manches Missverständnis auf – und lässt sich währenddessen ganz von den Gedanken tragen. Denn: ein gutes Gespräch kennt seinen Weg.
Marius, Ihr neues Album „Alphatier“ wird von Ihrer Plattenfirma beschrieben als „Quintessenz einer Karriere“. Was ist bei einem solchen Rückblick und Resumée wichtiger: Die Phasen der Polarisierung oder jene der gesamtdeutschen Kollektiv-Begeisterung?
Marius Müller-Westernhagen: Im Grunde genommen beides, denn es sind ja beides prägende Erfahrungen. Wobei mir die Erfahrung der Polarisierung viel näher ist als die der „Kollektiv-Begeisterung“, wie Sie es nennen: Man gerät dabei in eine Rolle, die man weder erfüllen will noch erfüllen kann. Ich glaube, es ist ein Klischee, wenn man sagt, man lernt immer am meisten aus den Niederlagen. Denn es kommt ja immer darauf an, worin man eine Niederlage sieht.
Sie selber haben diese Niederlagen häufig ganz woanders gesehen als die Öffentlichkeit, korrekt?
Für mich war es immer dann am Schlimmsten, wenn ich gemerkt habe, dass ich zu einem Produkt werde, zu etwas leicht Konsumierbarem.