Luisa Neubauer
„Die Aussage, dass alle jungen Leute Klimaaktivisten sind, hat noch nie gestimmt.“
Zur Person
Luisa Neubauer, geboren am 21. April 1996 in Hamburg, ist die bekannteste Klimaschutzaktivistin Deutschlands. Als Gesicht der deutschen „Fridays for Future“-Bewegung organisiert sie Klimaproteste und -streiks und spricht regelmäßig in Talkshows und großen deutschen Medien. Im Januar 2020 reichte sie gemeinsam mit anderen Klimaaktivisten eine Verfassungsbeschwerde ein, um die Bundesregierung zu zwingen, stärkere Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Neubauer ist Mitglied der Grünen, gilt aber auch als Kritikerin der in ihren Augen laschen Klimapolitik der Ampel-Regierung. Sie war schon an mehreren Buchveröffentlichungen beteiligt, zuletzt erschien von ihr 2023 ein Gesprächsband mit ihrer Großmutter Dagmar Reemtsma, in dem sie sich intensiv mit ihrer Familiengeschichte auseinandersetzt. Luisa Neubauer lebt in Berlin und studiert in Göttingen.
31. Juli 2024, Berlin. Luisa Neubauer sucht noch einen Platz im Schatten, aber das Interview darf gerne schon beginnen, denn der Terminkalender ist voll. Durch die Telefonleitung hört man das Kreischen von Kindern, vorbeifahrende Autos, einen Zug in der Ferne. Die Klimaaktivistin erzählt leidenschaftlich von „Fridays for Future“-Veranstaltungen, spricht mitunter aber auch vorsichtig, wie jemand, der ganz genau weiß, wie schnell aus den eigenen Worten Schlagzeilen generiert werden. Eher ungehalten reagiert die Aktivistin, wenn man sie mit dem schwierigen Stand der Klimabewegung zwischen Klebe-Blockaden, AfD-Kreuzfeuer und grüner Regierungsbeteiligung konfrontiert.
Luisa Neubauer, was beschäftigt Sie als Aktivistin aktuell?
Ich versuche herauszufinden, wie ein Aktivismus aussehen kann, der von Dauer ist. Einer, der nicht nur ein Flackern in einem bestimmten Moment ist, sondern eine konstante Haltung, die sich durch verschiedene Lebensphasen zieht.
Als wir Sie 2019 interviewt und nach Ihrem Beruf gefragt haben, antworteten Sie: „Aktivistin und Autorin“. Das würden Sie heute wohl genauso sagen und trotzdem wird sich Ihr Leben seitdem gewaltig geändert haben. Ist es anstrengender als früher? Oder hat sich eine Art Gewöhnungseffekt durch Ihre Präsenz in der Öffentlichkeit eingestellt?
Ich genieße es sehr, dass ich nicht mehr alles zum ersten Mal mache. Das war eine lange Zeit der Fall. Ich kann mich heute darauf konzentrieren, was ich mache – und nicht nur darauf, dass ich es mache. Und das ist toll! Es bleibt natürlich die Klimakrise, die ja noch heftiger geworden ist.