Lisa Eckhart
„Authentizität ist eine Absage an Kultiviertheit und Höflichkeit.“
Zur Person
Lisa Eckhart, geboren 1992 in Leoben, gelegenen unweit von Graz in der Steiermark, studierte in Wien und an der Sorbonne in Paris Germanistik und Slawistik, in Berlin schloss sie ihr Studium ab. Danach versuchte sie, eine Schauspielkarriere einzuschlagen, wurde aber von mehreren Schauspielschulen abgelehnt. Weil sie nach eigener Aussage unbedingt ein Publikum wollte, begann sie mit dem Schreiben und trug ihre Texte bei Poetry Slams vor. 2015 gewann sie die österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften, darauf aufbauend trat sie noch im selben Jahr mit ihrem ersten Kabarett-Programm „Als ob Sie Besseres zu tun hätten“ auf. Es folgten Auftritte im Bayerischen Rundfunk und im ORF. Seit 2019 ist sie Stammgast in der wöchentlichen ARD-Kabarettsendung von Dieter Nuhr. Eckhart lebt mittlerweile in Leipzig.
03. Juli, Berlin. Häufig sind Persönlichkeiten im echten Leben kleiner und dicker als im Fernsehen. Lisa Eckhart gehört nicht dazu. Groß, sehr schlank, auf herausfordernde Art elegant mit enger Lederhose, Versace-Hemd, sehr langen, weißen Fingernägeln. Eine Diva? Nicht unbedingt, denn unnahbar und abgehoben wirkt sie nicht. Übrigens auch nicht künstlich – was man, wenn man ihre Bühnensprache kennt, durchaus hätte denken können. Die Frau Ende 20 spricht in melodiösem Wiener Akzent, besitzt eine ausgeprägte Freude an Wortneuschöpfungen sowie kunstvoll angespitzten Pointen. Man könnte sie mühelos in eine andere Zeit verorten, in einen Salon des 19. Jahrhunderts, wo kunstvoll geraucht und auf Manieren wert gelegt wird, und in dem eine Freude zu erkennen ist, sich mit Geist und Garderobe in Szene zu setzen – jedoch ohne den Eindruck zu erwecken, dass man sich dafür auch nur im Geringsten anstrengen müsste.
Frau Eckhart, wie beginnt Ihr idealer Tag?
Ein idealer Tag findet innerhalb meiner Wohnung statt. Ich schaffe es, früh aufzustehen, was mir nicht immer gelingt, setze mich an den Schreibtisch und schreibe, bis ich ins Bett falle. Der heutige Tag ist also schon deswegen nicht ideal, weil ich aus dem Haus gegangen bin.
Früh aufzustehen heißt…?
Ich stelle mir den Wecker jeden Tag auf sechs, auch wenn nichts ansteht. Ob ich es dann auch wirklich schaffe, ist eine andere Sache. Aber glauben Sie nicht, dass ich mich dafür nicht kritisieren würde. Irgendwie hat sich in meine katholische DNA eine calvinistische Arbeitsethik geschlichen, wahrscheinlich ist das ein Anzeichen meiner Verdeutschung. Und diese Arbeitsethik sagt nun zu mir: Steh um sechs auf, du faule Sau!