Leon Bridges

Leon Bridges

„Was wäre ich für ein Soulsänger, wenn ich nicht auch über gebrochene Herzen sänge?“

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Zur Person

01.07.2015, Hamburg. Ein Hauch von Entdeckerfreude liegt in der Luft. Vor seinem Konzert am Abend treffen wir den Sänger und Gitarristen Leon Bridges, der unter großer medialer Aufmerksamkeit innerhalb von 18 Monaten vom Tellerwäscher zum Retter des Retro-Soul wurde. Der Sänger und Gitarrist wirkt noch jugendlicher als auf den bislang bekannten Fotos – und doch reflektiert er gründlich die Veränderung der Soulmusik über die vergangenen fünf Jahrzehnte, das Wesen eines guten Songs sowie die ihm zugedachte Rolle, der Otis Redding oder Sam Cooke für das 21. Jahrhundert zu sein. Bridges spricht bedächtig und überlegt, bricht zuweilen ab und setzt neu an. In all dem steckt der Wunsch, sich und seine Musik korrekt zu vermitteln.

Herr Bridges, Ihre Songs klingen, und das ist als Kompliment gemeint, als wären sie nicht heute, sondern 1965 entstanden. Sind Sie eine nostalgische Person?

Leon Bridges: Nicht wirklich. Ich mag die Mode und die Musik aus dieser Zeit, und auf diesen beiden Ebenen interessiert mich das auch. Alles andere an dieser Epoche ist mir aufgrund meiner Jugend eher nebulös. Und ich selber empfinde mich als einen Menschen, der voll im Hier und Jetzt lebt. Also: keine grundsätzliche Nostalgie, nein. Selbst diese Liebe und Leidenschaft zur Musik und Mode von damals sind aktuelle Phänomene bei mir.

Woher haben Sie dann diese Affinität zur Musik des schwarzen Amerika der Fünfziger und Sechziger?

Nun, ich habe vor knapp vier Jahren damit begonnen, Songs zu schreiben. Die ersten Versuche bewegten sich ganz klar im NuSoul- und R’n’B-Bereich, manchmal mit einem leichten Folk-Einschlag. Dann schrieb ich diesen Song über meine Mutter, „Lisa Sawyer“, und ich spürte, dass er in der modernen Form keinen Sinn macht. Das war der Moment, in dem ich entschied, mich intensiver mit den Wurzeln des Soul zu beschäftigen und ihnen in meiner Musik Gestalt zu geben.

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