Leïla Slimani
„Der Körper der Frau ist ein Schlachtfeld.“
Zur Person
Leïla Slimani (geboren am 3.10.1981 in Rabat) wuchs in Marokko als Tochter eines Ökonomen auf und studierte später am renommierten „Institut d’études politiques de Paris“, kurz Sciences Po. Französisch betrachtet sie neben dem Arabischen als ihre zweite Muttersprache. Der französische Staatspräsident ernannte sie aufgrund ihres Engagements für die französische Sprache 2017 zur „Botschafterin für Frankophonie“. Slimanis Debütroman „All das zu verlieren“ avancierte aufgrund seiner brisanten Thematik in Frankreich sofort zum Bestseller und erschien 2019 auch auf Deutsch. 2016 erhielt sie für ihren Roman „Chanson Douce“ (auf Deutsch: „Dann schlaf auch du“) den renommierten Literaturpreis „Prix Goncourt“. Das Buch wurde verfilmt mit Karin Viard in der Hauptrolle. Slimani hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Paris.
07. März 2019, Paris. Im 7. Arrondissement, unweit des Literatenhotels Pont Royal, befindet sich der Sitz des altehrwürdigen Verlags Gallimard. Das Entrée schmücken Autorenporträts. Leïla Slimani, schmale Silhouette, dunkler Lockenschopf, vertraut ihren Sohn der Assistentin an. Wenige Minuten später sitze ich mit ihr in einem riesigen Saal mit Blick auf den prächtig bepflanzten Hinterhof. Die französisch-marokkanische Schriftstellerin zählt zu den größten Autorinnen der Gegenwart, will mit ihren Büchern über den Islam, ihr Geburtsland Marokko und den Feminismus aufklären. Ihre Haltung ist liberal, dennoch ruft sie zum Kampf auf – auch, um dem weiblichen Körper ein neues Bild zu geben.
Frau Slimani, der französische Präsident Emanuel Macron ernannte Sie zu seiner persönlichen Repräsentantin für Frankophonie ...
Um das kurz einzuordnen: Ich repräsentiere Frankreich in der Internationalen Organisation der Frankophonie, das ist eine Staatengemeinschaft, der 28 Länder angehören. Ich bin in Marokko, einem frankophonen Land, aufgewachsen und habe von klein auf mehrere Sprachen gesprochen. Da war es ganz natürlich für mich, den Posten anzunehmen.
Ist Ihnen in den Sinn gekommen, dass Sie damit eine ehemalige Kolonialmacht repräsentieren?
Aber nein, das ist doch eine altmodische, überkommene Sichtweise. Was sollte das heißen, dass ich kolonialisiert bin, weil ich französisch spreche? Ich bin 1980 geboren, ich besitze und beherrsche die französische Sprache. Ich bin keine unterjochte Frau! Ich bin eine freie Frau, die ihr Schicksal meistert – und die französische Sprache liebt.