Leif Randt

Leif Randt

„Wenn neurotisch bedeutet, dass man sich Dinge bewusst macht, dann bin ich gerne neurotisch.“

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Zur Person

26. Februar 2020, Berlin. Weil das Wetter unbeständig ist, hat Leif Randt gleich zwei Garnituren Kleidung für die Fotogelegenheit mitgebracht, eine helle und eine dunkle. Der Schriftsteller gibt sich modebewusst und individualistisch, seine Figuren würden seinen Stil vermutlich „aufgeladen“, „nice“ und „charmant“ finden. „Allegro Pastell“ ist bereits sein vierter Roman und kreist um ein urbanes Pärchen, das eine zeitgemäße und möglichst kompromisslose Liebesbeziehung zwischen Social Media, Clubkultur und Kreativbranche führen möchte. Genau wie seine Protagonisten fühlt sich der Autor am wohlsten, wenn er bei seiner Lebensführung mit Stilfragen und ästhetischen Überlegungen konfrontiert wird.

Herr Randt, in Ihrem neuen Roman lassen Sie eine Ihrer Figuren sagen: „Erwachsen ist man dann, wenn man sich selber nicht mehr als erwachsen empfindet.“ Sie sind inzwischen 36. Wie erwachsen fühlen Sie sich nach dieser Definition?

Ich denke in meinem Alltag eigentlich nicht so sehr in der Kategorie des Erwachsenseins. Natürlich ist das Thema immer präsent, auch weil in meinem Freundeskreis momentan viele Leute den klassischen Weg gehen, heiraten und Kinder bekommen, in welcher Reihenfolge auch immer. Zu sagen, dass man dann erwachsen ist, wenn man selbst eine Familie gründet, ist da natürlich eine von mehreren Erzählmöglichkeiten: Man wechselt die Rolle, ist kein Kind mehr, sondern selbst Erzieher mit Verantwortung und so weiter. Dann wiederum sieht man natürlich auch Mütter und Väter, die an dieser Rolle scheitern, man kann das also auch nicht einfach verallgemeinern.

Dann ganz konkret: Wie ist das bei Ihnen?

Bei mir ist es biographisch immer so gewesen, dass es verschiedene Phasen gab, in denen sich eine Veränderung bemerkbar gemacht hat. Wenn man beispielsweise mit 27 darüber nachdenkt, zukünftig öfter ein Jackett zu tragen. Formellere Dinge, äußere Merkmale, die man dann aufruft. Gleichzeitig gibt es auch Phasen, die wieder genau dagegensprechen. Von meinem Selbstbild her habe ich die Rolle einer Person, die wahrscheinlich ihr Leben lang Schriftsteller sein wird, in den letzten Jahren auf eine erwachsenere Art angenommen. Man spürt, dass man von vielen Leser*innen ernst genommen wird und kann die Tätigkeit auch selbst ernst nehmen. Wobei es natürlich auch wichtig ist, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt, um dieses Wundern zu behalten, das beim Schreiben wichtig ist. Dass man über Dinge nachdenkt, sie betrachtet und spiegelt. Und auch darüber staunt, was eine gewisse Restnaivität voraussetzt. Da könnte man dann sagen, dass es wichtig ist, möglichst gar nicht erwachsen zu sein. Eine klare Antwort fällt mir aber schwer, weil es so viele verschiedene Regeln gibt. Und es bei mir in den letzten Jahren außerdem eine dezidierte Rückkehr zu jugendlichen Verhaltensweisen gab.

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