Klaus Stuttmann

Klaus Stuttmann

„Leider haben auch viele Linke sehr wenig Humor.“

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20.09.2012, Berlin. Klaus Stuttmann ist gerade umgezogen in eine große Wohnung mit Blick auf den ehemaligen Flughafen Tempelhof. Den sieht einer der besten politischen Karikaturisten Deutschland auch durchs Fenster, wenn er beim Arbeiten am Computer-Zeichentablett hoch schaut. Das Gespräch mit dem grauhaarigen, ruhigen Schwaben findet freilich am großen Tisch in der Küche statt.

Herr Stuttmann, Karikaturist scheint momentan einer der aufregendsten Berufe zu sein.

Klaus Stuttmann: Wegen der Mohammed-Karikaturen? Na ja, eigentlich hatte ich gedacht, dass sich die Sache wieder beruhigt hätte, nach dem Wirbel, den es nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung „Jyllands Posten“ 2005 gab. Bis zu dem Zeitpunkt war es tatsächlich so, dass wir Karikaturisten fast schon annahmen, man ignoriert uns völlig. Selbst die Kirche hatte die Spitzen gegen sich kaum beachtet. Nach dem Aufruhr über die Mohammed-Karikaturen änderte sich das jedoch. Auch die Katholische Kirche sprach fortan bei jeder kleinen Zeichnung gegen sie von Gotteslästerung. Der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber wollte sogar einen neuen Paragraphen gegen Gotteslästerung einführen. An dem Punkt trafen sich plötzlich die Fundamentalisten auf islamischer und katholischer Seite.

Ihre Zunft scheint generell wieder stärker ins Visier der Mächtigen geraten. In Spanien wurden zwei Zeichner zu hohen Geldstrafen verurteilt, weil sie das Königspaar nackt gezeichnet hatten. Ganz zu schweigen vom syrischen Kollegen, der 2011 schwer verprügelt wurde.

In manchen Gegenden ist es tatsächlich lebensgefährlich. Ich hatte vor Jahren eine Ausstellung in Serbien. Parallel dazu gab es auch eine von serbischen Zeichnern, die ich, ehrlich gesagt, etwas langweilig fand. Die Karikaturen handelten alle ziemlich allgemein von Krieg und Frieden. Als ich die Kollegen fragte, warum sie nicht schärfer und tagespolitischer wären, gaben sie mir zu verstehen, dass sie sich das nicht erlauben könnten. Dann stünde am nächsten Morgen eine Schlägertruppe vor ihrer Tür. Da wurde mir doch klar, dass unser Beruf in manchen Gegenden der Welt sehr unterschiedlich bewertet wird. Hierzulande haben wir doch weitgehend Narrenfreiheit. Wenn bei uns von Zensur die Rede ist, handelt es sich um ein Klagen auf hohem Niveau.

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