Kevin Kühnert

Kevin Kühnert

„Ich bin kein Typ, der Lebensplanung betreibt.“

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  • Lena Giovanazzi
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Zur Person

13. Dezember 2019, Berlin. Willy Brandt steht als Skulptur im Foyer der nach ihm benannten SPD-Zentrale in Berlin-Kreuzberg. An dieser Stelle mussten die rasch wechselnden Vorsitzenden der Partei in den vergangenen Jahren meist trübsinnige Wahlergebnisse kommentieren und, wenn es nicht mehr so weiterging, den eigenen Rücktritt erklären. Juso-Chef Kevin Kühnert kommt zum Interview in den dritten Stock. Schlanker ist er geworden, lässig im Hemd, ernsthaft, nicht anbiedernd oder arrogant. Man setzt sich, ein wenig Small-Talk über das ehrwürdige Haus, dann geht’s los. Eine Stunde Zeit, Kühnert ist konzentriert, klar, auch witzig. Was bei ihm völlig fehlt: die latente Besserwisserei und Unsicherheit vieler Jungpolitiker. Gegen Ende schaut der Pressesprecher immer nervöser herein und verweist auf ein wartendes TV-Team. Kühnert redet einfach weiter über dröge Gremiensitzungen, Klassenkampf, die Psychologie der Politik und unentschlossene Momente vorm Brotregal.

Herr Kühnert, rührt es Sie, wenn auf SPD-Parteitagen die alten Arbeiterlieder gesungen werden? Oder ist das für Sie so, als würde Opa vom Krieg erzählen?

Ich denke, das ist keine Generationenfrage. Die Bedeutung dieser Musik ist bei uns Sozialdemokraten deshalb so groß, weil sie uns daran erinnert, wie weit unsere Wurzeln zurückgehen. Dahinter steht bei der SPD ein Kampf, der schon mehr als 150 Jahre dauert. Musik und Sprache ändern sich natürlich, aber die Themen bleiben ähnliche.

Was denken Sie, wie lange die SPD diese alten Arbeiterkampflieder noch singen wird?

Noch sehr lange. Zumal man in den Texten ja auch wirklich Anleihen an die aktuelle Zeit findet.

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