Katja Grieger

Katja Grieger

„Die Prügelattacken beginnen nicht in der Hochzeitsnacht“

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Zur Person

Jede vierte Frau in Deutschland hat mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Partnerschaftsgewalt erlebt, zeigen Dunkelfeldstudien des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Frauen, die Gewalt erleben, fühlen sich oft schwach und allein. Frauenberatungsstellen und Notrufe bieten den Opfern oftmals die erste Zuflucht vor der Ohnmacht. Wir sprechen mit Katja Grieger vom Verein "Frauen gegen Gewalt" über die Ursachen männlicher Gewalt, die fehlende Sensibilisierung in der Gesellschaft und den positiven Effekt von #MeToo auf das Geschlechterverhältnis.

Frau Grieger, kann man behaupten, dass der gefährlichste Ort für die Frau die eigenen vier Wände sind?

Ja, das kann man ganz schlicht so sagen. Frauen erleben überproportional häufig Gewalt in ihren eigenen vier Wänden. Die vier Wände sind dabei aber eine Metapher für die partnerschaftliche Beziehung. Es kann also durchaus sein, dass der Mann seine Ehefrau im Urlaub im Hotelzimmer oder auf dem Heimweg vom Restaurant im Auto misshandelt. Der Tatort ist nicht immer das eigene Zuhause, aber doch am häufigsten.

Ab wann beginnt für Sie Gewalt?

Für die Strafverfolgungsbehörden ist Gewalt etwas anderes als für eine betroffene Frau, die auch schon das, was nicht direkt strafrechtlich relevant ist, als „Gewalt“ wahrnehmen kann. Wir haben dafür in unserer Arbeit keine feststehende Definition, aber für uns ist jede Handlung, die die körperliche oder seelische Integrität einer Frau verletzt, ein Gewaltakt. Wir unterstützen also jede Frau, die eine Situation als grenzverletzend, übergriffig und gewalttätig erlebt und folgen dabei ihrem persönlichen Empfinden.

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