Karl Lauterbach

Karl Lauterbach

„Niemand, der bei Verstand ist, zweifelt nicht manchmal an dem, was er tut.“

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  • Meike Kenn
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9. September & 8. November 2024, Berlin. Ein vollgepackter Tag für Karl Lauterbach. Wieder einmal. Am anderen Ende des Tiergartens verteidigt der Bundesminister für Gesundheit auf einem Krankenhausgipfel seine geplante Klinikreform, dann geht es mit anderthalb Stunden Verspätung zum bereits zuvor verschobenen Interviewtermin. Im Gespräch erlebt man einen trotz Stress in sich ruhenden Politiker, der nicht verbergen kann oder will, tief im Stoff zu sein. Trotzdem reicht die Zeit nicht, und wir vereinbaren einen Anschlusstermin, der rund zwei Monate nach dem ersten Interview stattfindet – zwei Tage nach der Entlassung von Finanzminister Lindner, die das Scheitern der Ampel-Koalition besiegelt.

Karl Lauterbach, welcher Job ist anstrengender: Bundesminister oder Arzt?

Ich bin noch immer mit vielen Kollegen im Arztberuf im Austausch, mit denen ich studiert habe. Von daher weiß ich: Beide Jobs sind anstrengend, aber auf unterschiedliche Art und Weise.

Aber Ihr Arbeitstag als Minister ist vermutlich länger?

Typischerweise dürfte das der Fall sein, ja. Oft arbeite ich mehr als fünfzehn Stunden am Tag. In Deutschland fehlen Tausende Ärzte, gleichzeitig warten Tausende junge Menschen auf einen Medizin-Studienplatz. Wer genommen werden will, braucht eine exzellente Abiturnote. Wie bewerten Sie dieses System?
Wir brauchen mehr Studienplätze und ein breiteres Zulassungsverfahren. Die persönliche Eignung sollte eine größere Rolle spielen. Derzeit sind die Voraussetzungen für ein Medizinstudium zu stark auf die Abiturnote ausgelegt. Ideal ist ein breites Spektrum von Studierenden; solche, die stark wissenschaftlich orientiert sind, aber auch solche, die sehr sozial und einfühlsam sind. Ärzte, die später als Wissenschaftler arbeiten möchten, müssen typischerweise sehr gute Naturwissenschaftler sein. Da dient der Numerus clausus tatsächlich als guter Hinweis auf die Eignung. Viele Ärzte brauchen aber auch Empathie, müssen gut zuhören können und eine idealistische Ader haben.

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