Kareen Dannhauer
„Bei der Geburt gibt es nichts zu managen, da geht es ums Loslassen.“
Zur Person
Kareen Dannhauer (geboren 1971 in Hamburg) arbeitet seit mehr als 30 Jahren in als freiberufliche Hebamme. Lange war sie in der klinischen Geburtshilfe als Beleghebamme tätig, später in einer eigenen Praxis in der Vorsorge, Geburtsvorbereitung sowie im ambulanten Wochenbett. Außerdem schreibt sie Bücher. 2017 erschien ihr Ratgeber „Guter Hoffnung. Hebammenwissen für Mama und Baby“, vier Jahre später kam „Baby.leicht: Was Eltern und Babys wirklich brauchen“ auf den Markt. Zuletzt trat sie als eine der Autorinnen von Essays im Sammelband „Geboren & Geborgen“ (2025) auf. Mit dem „Hebammensalon“ hat Dannhauer 2020 als Co-Host einen wöchentlichen Podcast gestartet, in dem sie Infos rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit teilt. Sie lebt in Berlin.
18. August, 2025, Berlin. Kareen Dannhauer ist zweifache Mutter – und hat als Hebamme 3.000 Kinder zur Welt kommen sehen. „Ungefähr“, sagt die 53-Jährige, „denn irgendwann hört man auf zu zählen.“ Seit über drei Jahrzehnten arbeitet sie in ihrem „Traumberuf mit Burnout-Potenzial“, wie sie ihn nennt. Für unser Telefoninterview nimmt sie sich an diesem Montagmorgen mehr als zwei Stunden Zeit – trotz Urlaub. Immerhin kann sie den Blick auf das Mittelmeer genießen, während wir über Kontrollverlust, überfüllte Krankenhäuser, nervige Männer im Kreißsaal und die Magie der Geburt sprechen.
Kareen Dannhauer, Sie arbeiten seit über 30 Jahren als Hebamme. Was ist das für Sie für ein Moment, wenn ein Kind zur Welt kommt?
Ich fühle mich sehr privilegiert, in einer so besonderen und intimen Situation dabei sein zu dürfen. Sie ist kraftvoll und voller Lebensenergie. Auch nach 30 Jahren ist das jedes Mal sehr berührend und neu. Schließlich stellt eine Geburt nicht nur ein medizinisches Großereignis dar, sondern auch ein großes biografisches Erlebnis für die ganze Familie.
Sie ist aber auch harte Arbeit – überwiegt die Magie oder doch der Schmerz?
Eine Geburt ist magisch, da kommt ein fertiger Mensch aus einer Frau heraus. Diese Magie ist größer als alles, was wir kennen. Eine Geburt ist auf allen Ebenen unseres Erlebens unermesslich intensiv. In diesem Sinne ist Schmerz vielleicht auch Teil dieser Magie. Ohne das verklären zu wollen, denn es gibt natürlich auch Frauen, bei denen der Schmerz alles überlagert, sodass sie dem Thema absolut nichts Magisches abgewinnen können oder durch die Intensität des Schmerzes gar ein Trauma erleben. Jede Frau empfindet das anders. Für die meisten Mütter ist die Geburt heftig, und natürlich hat jede Frau großen Respekt davor – das ist auch vollkommen angemessen, zumal wir als moderne Menschen derartige Zumutungen kaum noch gewohnt sind. Wenn man da zu naiv reinstolpert, kann einen das ganz schön von den Socken hauen. Deshalb sind Geburtsvorbereitungen so wichtig: Um sich darauf einzustellen und zu lernen, den Schmerz und die Aufregung in etwas Kraftvolles zu transformieren.