Julia Dietze
„Nur mit ein bisschen Größenwahn und Dreistigkeit kann man etwas bewegen.“
Zur Person
Julia Dietze wurde am 09.01.1981 in Marseille geboren und ist als älteste von drei Schwestern in München aufgewachsen. Als Sie acht Jahre alt war, starb ihre Mutter an Krebs. Sie verbrachte eine wilde Jugend zwischen Punk, Reggae, Snowboardrennen und Reisen nach Jamaika. Mit 13 riss sie nach Amsterdam aus, trug Rastalocken, legte mit einem Soundsystem Dancehall-Musik auf, modelte später in Mailand und ging auf eine Tanzschule. Nach einer Knieverletzung drohte ihr kurzzeitig der Rollstuhl, anschließend widmete sie sich endgültig der Schauspielerei. Statt die Schauspielschule abzuschließen, drehte sie lieber gleich Filme. Ihren kommerziellen Durchbruch feierte sie 2008 in der Komödie „1 1?2 Ritter“ von Til Schweiger, in der sie die Hauptrolle spielte, 2012 folgte der Berlinale-Beitrag und Publikumsliebling „Iron Sky“. 2013 war sie in ihrer ersten US-Produktion an der Seite von Danny Trejo und Jonathan Banks zu sehen. Julia Dietze lebt in Berlin.
29.10.2014, Berlin. Es ist einer der letzten sommerlichen Herbsttage in der Hauptstadt. Julia Dietze kommt in luftigem Blümchenkleid und High Heels. Sie hat knallig roten Lippenstift aufgetragen. Im Interview dagegen ist sie ungeschminkt und ehrlich. Sie redet über ihre früh verstorbene Mutter, Castings im Schnellrestaurant, Whisky trinken mit Quentin Tarantino und Partys in der Filmbranche. Sie trinkt eine große Ananasschorle und einen Cappuccino mit Sojamilch. Den Keks vom Kaffee legt sie ans Tischende – für die Vögel. Als nur noch Krümel übrig sind, ist auch das Interview zu Ende.
Frau Dietze, Sie sagten vor unserer Verabredung, dass Sie heute Abend noch zum Stunt-Training müssen. Wofür trainieren Sie?
Julia Dietze: Wir drehen gerade den ersten deutschen Mixed Martial Arts-Film, mit den Stunt-Jungs von Reel Deal. Der wird grandios. Nächsten Sommer kommt er hoffentlich in die deutschen Kinos.
Wir werden Sie also demnächst in Prügeleien und Action-Szenen sehen?
Ja. MMA ist ein Vollkontakt-Kampfsport, der sich aus verschiedenen asiatischen Kampfkünsten zusammensetzt. Eigentlich sollte Heidi Moneymaker meine Rolle spielen, die Stunt-Frau von Scarlett Johansson. Sie musste dann aber „Avengers 2“ drehen, weil die Dreharbeiten verschoben wurden. So boten unsere beiden Regisseure mir auf einmal die Hauptrolle an, was mich sehr gefreut hat. Ich trainiere jetzt wie verrückt, um zumindest den Standards von Heidi Moneymaker gerecht zu werden, auch wenn ich in der kurzen Zeit vom Action-Level her niemals ihre Qualität erreichen kann.