Jürgen Muth
„Das hier drin ist auch Leben.“
Zur Person
Jürgen Muth wurde am 26.03.1951 in Hannover geboren. Seit 1973 saß er bis zum Frühjahr 2005 wegen wiederholter Delikte wie Raub, Körperverletzung und schwerem Diebstahl mit kurzen Unterbrechungen im Gefängnis, seit 1994 in Sicherungsverwahrung. 2005 hat er die Justizvollzugsanstalt in Celle verlassen und unterzieht sich im niedersächsischen Bad Rehburg einer stationären Alkoholtherapie. Er machte Fortschritte, hatte regelmäßig in Begleitung Ausgang und durfte etwa seine Tochter besuchen, die stets zu ihm hielt. 2006 entschied ein Richter über seine endgültige Entlassung. Greift Muth wieder zur Flasche, muss er zurück ins Gefängnis.
22.03.2005. Der lebenslang einsitzende Häftling Jürgen Muth wird zum Interview in einen Besuchsraum der Justizvollzugasanstalt Celle geführt. Als ein Justizbeamter beim Interview dabei bleiben will, weigert er sich kategorisch. Schließlich verlässt der Beamte den Raum. Muth wirkt etwas misstrauisch, erst allmählich löst sich seine Anspannung.
Herr Muth, Sie haben es gerade vehement abgelehnt, dass ein Sicherheitsbeamter beim Interview dabei ist. Warum?
Jürgen Muth: Wenn der Sicherheitsinspektor dabei ist, erzähle ich nicht meine Lebensgeschichte. Der stört, das geht den nichts an. Außerdem versuche ich, Grenzen abzustecken. Es gibt sowieso kaum einen Freiraum, eine Privatsphäre hier. In meiner Zelle habe ich zum Beispiel ein Bild von Sonya Kraus an der Wand, die finde ich gut. Aber das werde ich wohl abnehmen müssen, weil die meinen, es sei zu groß. Man könnte ja was dahinter verstecken oder ein Loch in die Wand kratzen. So sind die Vorschriften. Aber das stört mich nicht mehr. Ich bin hier jetzt nur noch Gast.
Was heißt das?
Ich bekomme eine Alkoholtherapie. Wenn die positiv verläuft, kann ich am Ende entlassen werden.