Judith Holofernes

Judith Holofernes

„Bei mir sitzt ein Wolf im Hasenfell!“

Autor/in
Fotos
  • Ole Rennecke
Kategorie
Leserbewertung

Zur Person

13.01.2014, Winter in Berlin. In einem winzigen, charmanten Café abseits der üblichen Szenebezirke hat die Sängerin ein heimeliges Hinterzimmerchen reserviert. Ein Jahr lang hat die Sängerin von Wir sind Helden ausschließlich Texte geblogged. Während ihre Fans über das Ende der Berliner Pop-Formation diskutierten, antwortete die Frontfrau mit lustigen Tiergedichten. Kein Wort über die Helden, keine Zeile über eine Solokarriere oder neue Songs. Hinter den Kulissen jedoch arbeitete Holofernes fleißig an ihrem ersten Soloalbum „Ein leichtes Schwert“. Nun lädt sie zum Gespräch, vis-à-vis. Zum ersten Mal ist sie solo unterwegs, ein Alleingang in eigener Sache.

Frau Holofernes: Auch mal wieder Arbeiten?

Judith Holofernes: (lacht) Ja, auch mal wieder arbeiten. Ich hab viel nachgedacht über das Thema Arbeit, Pause und Müßiggang – ich Nichtsnutz. Ich finde, Müßiggang ist ein total spannendes Feld. Ich bin total fasziniert vom Müßiggang und finde es ein gesellschaftlich relevantes Thema, was viel mit Anarchie und Freiheit zu tun hat. Und in dem auch viel Gold liegt. Aber wie man sich denken kann, ist mir der Müßiggang nur teilweise in die Wiege gelegt worden. Ich trage das in mir, aber ich arbeite auch total gerne. Das war eine spannende Erkenntnis in dieser Band-Pause: Wenn ich kaum etwas machen muss, entwickle ich umso mehr Lust zu arbeiten.

Das scheint leicht daher gesagt, wenn man nichts weiter tun muss als zuzuschauen, wie sich die Tantiemen auf Ihrem Konto vermehren. Ihre Freiheit, Ihre Lust auf Arbeit ist ein großer Luxus.

Ja! Natürlich ist es so, dass ich mir einen Sabbat leisten kann und nicht sofort wieder arbeiten gehen muss. Man sollte Leute wie mich als Versuchsmeerschweinchen nehmen, um zu schauen was mit denen passiert, wenn sie nicht arbeiten. Ich denke, dass ein Mensch, der mit sich im Reinen und im Fluss ist, zwar müßig sein möchte, aber nicht unbedingt faul, sondern eher gerne produktiv. Ich finde, dass sich Müßiggang weniger mit Produktivität ausschließt, als sich etwa Geschäftigkeit und Produktivität gegenseitig ausschließen. Unser Standard-Arbeitsmodell und unsere Arbeitsmoral sind zu 90 Prozent auf Geschäftigkeit ausgerichtet.

Ab hier lesen nur GALORE-Abonnenten kostenlos weiter! Eines der vielen Abo-Extras.