John Sinclair

John Sinclair

„Popkultur ist die wirksamste Waffe gegen das Bewusstsein der Jugend.“

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10.07.2009, Berlin. Trotz des gleichen Namens nicht zu verwechseln mit dem berühmten Geisterjäger aus ungezählten Groschenromanen: John Sinclair. Radikaler Anarchist und Befürworter weicher Drogen, Gründer der berüchtigten White Panther Party, Vermittler von Plattenverträgen für legendäre Rockbands wie MC5 und Iggy & The Stooges. Als er für den Besitz von zwei Gramm Marihuana zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, schrieb John Lennon einen Song, der ihn aus dem Gefängnis brachte. Heute lebt der selbsternannte Schüler des Blues zwischen Detroit, New Orleans und Amsterdam. Wir trafen John Sinclair zum Gespräch über den revolutionären Geist der Sechziger Jahre, seinen Hass auf die Popkultur, Barack Obama und die Vorzüge des digitalen Zeitalters.

Mr. Sinclair, Sie gründeten in den späten Sechziger Jahren die radikale Gruppierung White Panther Party. Wollten Sie damals die Revolution?

John Sinclair: Die White Panther Party sollte erst einmal die Black Panther Party unterstützen, es war unsere Art, Solidarität zu bekunden. Das besondere war, dass sie nicht allein von mir, sondern von den MC5 gegründet wurde, einer Rockgruppe, die ich damals managte. Es war die erste – und soweit ich informiert bin, einzige – radikale Partei, die jemals aus einer Rockband hervorgegangen ist. Das entsprach meiner Philosophie. Musik und Politik passen zueinander und man kann mit Musik auch gesellschaftlich etwas bewegen. Doch dann landete ich im Gefängnis.

Für den Besitz von zwei Gramm Marihuana erhielten Sie im Juli 1969 die Höchststrafe von zehn Jahren.

Das ganze Verfahren war eine Farce, man wollte ein Exempel an mir statuieren. Ein Warnschuss vor den Bug der radikalen Aktivisten und gegen die Flowerpower-Bewegung. Ohne meine Freunde aus Detroit und Musiker, die sich für meine Entlassung eingesetzt haben, hätte ich vielleicht sogar die ganzen zehn Jahre absitzen müssen. Dann kam aber die ganze „Free John Now Rally“ ins Rollen und das Konzert am 10. Dezember 1971 in Ann Arbor, Michigan, bei dem auch John Lennon und Yoko Ono aufgetreten sind. Dann schrieb Lennon den berühmten Song „John Sinclair“, der später auf seiner ’72er-LP „Sometime in New York City“ erschienen ist. Es war unglaublich. Kurz nach dem Konzert hat man mich entlassen.

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