John Irving

John Irving

„Je politischer eine Geschichte ist, desto mehr Sex muss sie enthalten.“

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06. April 2023, Toronto. Die Videoverbindung wird aufgebaut, John Irving grüßt freundlich aus dem mit allerlei Fotos, Erinnerungsstücken und Bücherstapeln vollgestellten, aber urgemütlich wirkenden Arbeitszimmer seines Hauses. „Ich vermisse es, durch Europa zu reisen und dort meine Interviews persönlich zu geben. Gerade die deutschsprachigen Länderfehlen mir“, sagt er. „Aber andererseits muss ich zugeben, dass es in dieser Form weitauseffizienter ist. Und Effizienz ist etwas, das in meinem Alter große Bedeutung hat.“ Warum sein aktueller Roman „Der letzte Sessellift“ trotzdem der längste seiner Karriere wurde, warum das angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen alternativlos war und weshalb gerade seine politisch grundierten Romane gleichzeitig besonders viel expliziten Sex enthalten (müssen), sind nur einige der Fragen, die wir in einer viel zu kurzen guten Stunde Gesprächszeit mit dem Schriftsteller klären konnten.

John Irving, mit nunmehr 81 Jahren veröffentlichen Sie als jemand, der ohnehin nicht gerade für knapp gehaltene Bücher bekannt ist, Ihren bislang längsten Roman. Haben Sie das Originalskript wie üblich mit der Hand geschrieben?

Selbstverständlich! Ich bin ja mittlerweile daran gewöhnt, es so zu machen. Zudem habe ich mir für „Der letzte Sessellift“ ein kleines Hilfsmittel erlaubt. (zeigt über seine Schulter hinter sich, dort steht ein Schreibpult) Mit diesem Pult geht es einfacher, weil sich Kopf und Hand in etwa auf gleicher Höhe befinden.

Aber warum schreiben Sie überhaupt noch immer per Hand?

Weil es erstens dazu führt, dass ich langsamer schreibe. Und zweitens weil ich, wenn ich mit Tastaturen schreibe, zu viele Tippfehler mache. Per Hand zu schreiben hat für mich einfach genau das richtige Tempo. Insbesondere, wenn ich so sauber schreibe, wie ich das bei meinen Manuskripten mache – denn die muss ja im Nachgang jemand lesen können, um sie in den Computer zu übertragen. Dieses eher bedächtige Schreibtempo führt dazu, dass in aller Regel gleich die erste Version eines Manuskripts ziemlich nah an der endgültigen Version ist.

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