
Johanna Adorján
„Ich bin kein Diskursmensch.“
Zur Person
Johanna Adorján (geboren 1971 in Stockholm) ist die Tochter eines deutsch-ungarischen Musikerpaars. Sie wuchs in München auf, wo sie auch Theater- und Opernregie studierte. Seit 1994 arbeitet sie als Journalistin, ab 2001 schrieb sie hauptsächlich fürs Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, heute für die Süddeutsche Zeitung, wo sie u.a. die Rubrik „Gute Frage“ im SZ-Magazin verantwortet. Ihr erster Roman „Eine exklusive Liebe“ über die berührende Liebes- und Todesgeschichte ihrer aus Ungarn nach Dänemark geflüchteten Großeltern erschien 2009 und wurde als Bestseller in 16 Sprachen übersetzt. Es folgten der Erzählungsband „Meine 500 besten Freunde“, der Roman „Geteiltes Vergnügen“ sowie „Männer“, eine Sammlung mit Kolumnentexten. Johanna Adorján lebt in Berlin.
15. Juni 2021, München. Johanna Adorján hat sich für eine Woche in ihrer alten Heimatstadt München bei ihren Eltern einquartiert. Das Haus liegt ziemlich genau zwischen Grünwalder und Säbener Straße, doch hält sie es weder mit 1860 noch mit dem FC Bayern: „Fußball ist mir komplett egal.“ Im Garten des Elternhauses singen die Vögel, die Journalistin und Autorin ist gespannt auf das Gespräch, denn eigentlich ist sie es, die als Interviewerin die Fragen stellt. Was sie wiederum manchmal ziemlich gaga findet. Wie auch die deutsche Diskursdichte und das damit einhergehende Lagerdenken. Das Gegenmittel? Ihr neuer Roman „Ciao“, die Geschichte eines Mannes, der es gewohnt war, alles richtig zu machen – doch plötzlich einen Fehler an den nächsten reiht.
Johanna Adorján, warum riechen die U-Bahnen in allen Städten anders?
Darüber habe ich mal mit einem Parfümeur geredet, der mir erklärt hat, dass es an der Verwendung verschiedener Reinigungsmittel liege. Hinzu kommen wohl auch die unterschiedlichen Materialien, die beim Bau zum Einsatz gebracht wurden. In Paris zum Beispiel riecht es sehr eigenwillig.
In München auch, das haben Sie heute in Ihrer Kolumne in der Süddeutschen Zeitung geschrieben.
Ja, in München riecht es nach Matrizen und nach Tinte. Kennen Sie noch Matrizen? Als ich in der Schule war, hat man die noch benutzt, um etwas Geschriebenes zu vervielfältigen.