Jörg Armbruster
„Man kann keinen Verletzten am Wegesrand liegen lassen, nur weil man Reporter ist.“
Zur Person
Jörg Armbruster wurde am 22.11.1947 in Tübingen geboren. Er studierte Sozialwissenschaften, Politikwissenschaft, Volkswirtschaft, Theaterwissenschaft und Sprachwissenschaft in Köln. Seine Journalistenlaufbahn begann er 1974 beim Hörfunk (WDR und SDR). 1982 wechselte er zum Fernsehen, wo er ab 1999 als ARD-Auslandskorrespondent einem größeren Publikum bekannt wurde. In seine erste Zeit im Studio Kairo bis 2005 fiel der Irak-Krieg, daher berichtete er in dieser Zeit regelmäßig aus Bagdad. Zwischenzeitlich kehrte er zum SWR zurück und leitete die Abteilung Ausland/Europa, zudem moderierte er den „Weltspiegel“. Im August 2010 ging er ein zweites Mal als Korrespondent ins ARD-Studio Kairo, das er bis zu seinem Rentenbeginn im Januar 2013 leitete. Reporterglück hatte er, als er am 11. Februar 2011 als einer der ersten live vom Tahrir-Platz den Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak vermelden konnte. Große Aufmerksamkeit erhielt Armbruster zuletzt, als er im März 2013 im nordsyrischen Aleppo angeschossen und schwer verletzt wurde. Damals war er für seinen letzten Film unterwegs, der unter dem Titel „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – der neue Nahe Osten“ am 31.03.2014 in der ARD gezeigt wird. Für seine Syrien-Berichterstattung erhielt Jörg Armbruster 2013 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus. In der Begründung wurde er für seine sorgfältigen, überlegten und zurückhaltenden Analysen gelobt.
24.03.2014, Köln. Wir erreichen Jörg Armbruster telefonisch, er besucht seine Eltern. Gerade erst ist er von Dreharbeiten aus Israel zurückgekehrt und hat seinen letzten Dokumentarfilm als Fernsehjournalist für die ARD fertiggestellt: „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – der neue Nahe Osten“. Im Interview spricht Armbruster über seine Arbeit und die Schwierigkeit, in extremen Situationen als Journalist komplett objektiv zu bleiben. Sein eigenes Befinden will der 66-jährige gar nicht lange thematisieren, auch wenn sich seit dem Zwischenfall in Syrien alle dafür interessieren.
Herr Armbruster, während einer Recherchereise sind Sie vor einem Jahr in Aleppo in Nordsyrien angeschossen worden. Dabei wurden Sie schwer verletzt und mussten notoperiert werden. Wie geht es Ihrer verletzten Hand mittlerweile?
Jörg Armbruster: Sie ist inzwischen zu 70 Prozent wieder einsatzfähig. Ich kann sie einsetzen, darauf kommt es an.
Wird man durch so einen Vorfall in der Wahrnehmung der Leute eigentlich zum Kriegshelden?
Nein. Ich habe mich daher sehr darüber geärgert, dass diese Verletzung oft wichtiger wurde als meine Berichterstattung, denn ich habe sie mir nicht ausgesucht.