
Jessy Wellmer
„Ich nutze Humor vor allem, wenn es um eigene Unzulänglichkeiten geht.“
Zur Person
Jessy Wellmer (geboren am 5. Dezember 1979) ist das zweite Kind eines Lehrerehepaars aus Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wuchs in Güstrow auf, fuhr in der Jugend ins unweite Rostock zu den Heimspielen des FC Hansa. Mit 16 Jahren verbrachte sie ein Jahr in Neuseeland. Ursprünglich wollte sie Kinderpsychologie studieren, doch sie entschied sich kurzfristig um. Stattdessen besuchte sie die UdK, die Universität der Künste in Berlin, und diplomierte in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Ihr Volontariat absolvierte sie beim rbb, dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Dem Sender ist sie bis heute verbunden, auch wenn es einen fünfjährigen Ausflug zum ZDF nach Mainz, zum Morgenmagazin, gab. Seit 2014 moderiert sie die Sportschau am Sonntag, seit der Bundesligasaison 2017/18 die Samstagssendung des Formats – als dritte Frau nach Anne Will und Monica Lierhaus. Außerhalb des Sports stand sie unter anderem für das Mittagsmagazin vor der Kamera und führte von 2019 bis 2021 durch die Talksendung „Hier spricht Berlin“. Jessy Wellmer ist mit dem Journalisten Sven Siebert verheiratet und lebt mit ihm und den gemeinsamen beiden Kindern in Berlin-Charlottenburg.
15. März 2022, Berlin. Jessy Wellmer befand sich zunächst in einem anderen Zimmer ihrer Charlottenburger Altbauwohnung, in der sie mit Mann und zwei Kindern lebt. Zum Telefonieren geht sie jedoch lieber ins Zimmer ihrer Tochter. Es ist ein Dienstagvormittag, nach einem Sportschau-Wochenende in Köln hat die Moderatorin frei. Im Anschluss an das Interview muss sie sich noch für die Fotografin zurechtmachen, mit der sie sich für einige Bilder am Literaturhaus Berlin treffen wird. Wir sprechen über den Osten, über ihre Eltern, das Politische im Sport und die Vorzüge, den Schatten mehr zu würdigen als die Sonne. Schnell wird klar, dass die Journalistin ihre Anmoderationen selbst verfasst.
Jessy Wellmer, Sie leben mit Ihrer Familie in Berlin, die Sportschau wird aber in Köln aufgezeichnet. Wie lief das vergangene Wochenende mit drei Sportschau-Sendungen dort?
Das war – ganz unabhängig vom Ort – geprägt von Rekordinzidenzen und natürlich vom Krieg in der Ukraine. Ich bin seit fast fünf Jahren Berlin-Köln-Pendlerin. Ich reise ab, lasse meine Berliner Sippe hinter mir, begebe mich in die Kölner Sportschau-Clique. Insofern hat das immer auch was Familiäres. Wenn ich dann aus Köln zurückkomme, brauche ich den Montag, um mit dem kompakten Arbeitswochenende abschließen zu können. Die Montage und Dienstage sind also quasi mein Wochenende.
Wie verbringen Sie in Köln die Zeit zwischen den Sendungen?
Ich reise Freitagnachmittag an, dann gibt es noch eine Redaktionssitzung, die bis zum frühen Abend geht. Dann gestalte ich mir einen familienfreien Abend im Hotel, kann endlich mal gucken und lesen, was ich will – und nicht, was die anderen wollen. Am nächsten Morgen gehe ich am Vormittag um elf in die Redaktion, dort bleibe ich bis 20 Uhr, bis die Sendung vorbei ist. Sonntags bleibe ich sogar bis 22 Uhr. Und samstagmorgens laufe ich meistens noch am Rhein. Das genieße ich, weil die Spree so ein bisschen piefig ist.