Jennifer Clement
„In Mexiko gilt: Heute die Party, morgen der Tod.“
Zur Person
Jennifer Clement wurde 1960 in Greenwich, Connecticut geboren und zog im darauffolgenden Jahr mit ihrer Familie nach Mexico City, wo sie auch heute noch lebt. Nach Studienaufenthalten in New York, Michigan und Maine widmete sie sich ab Ende der Neunziger der Poesie und Schriftstellerei. Neben mehreren Gedichtbänden erschien 2014 der Roman „Gebete für die Vermissten“, in dem sie sich mit dem mexikanisch-amerikanischen Drogenschmuggel beschäftigt und in der Unruheprovinz Guerrero recherchierte. Zwischen 2009 und 2012 war Clement Präsidentin des PEN-Zweigs von Mexiko, seit 2015 ist sie Präsidentin von PEN International. In der knapp 100-jährigen Geschichte der Organisation ist sie die erste Frau in diesem Amt.
10. September 2018, Berlin. Eigentlich hat Jennifer Clement einen gut gefüllten Terminkalender, der ihr keine Ausflüge wie diesen gestattet. Die PEN-Präsidentin ist trotzdem zum Literaturfestival nach Berlin gekommen, um aus ihrem neuen Roman „Gun Love“ zu lesen. Die darin behandelte Unglücksbeziehung zwischen Mexiko und den USA prägt nicht nur das Leben der Schriftstellerin, sondern auch ihre Arbeit als Journalistin und Menschenrechtlerin. Im Gespräch zeigt sich, dass die mitunter krassen Berufserfahrungen ihrem Humor nichts anhaben können. Weil die Sonne noch am Himmel steht, muss Clement mit Kaffee vorliebnehmen. Lieber wäre ihr Tequila.
Ms Clement, können Sie sich noch erinnern, wann Sie das erste Mal eine Waffe in der Hand hielten?
Ja, das war noch, als ich ein Kind war. Ich war zu Besuch in den USA auf dem Bauernhof meiner Großeltern, die mir das Schießen mit einem Gewehr beigebracht haben.
Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
Sehr mächtig. Das war auch der Grund, warum ich mir beim Schreiben meines Romans vorgenommen habe, den beinahe erotischen Kitzel zu schildern, der mit dem Waffenbesitz einhergeht. In dem Buch heißt es deswegen an einer Stelle unter anderem: „Wenn man eine Waffe hält, ist man 99 Grad Fahrenheit.“