Janis Karpinski
„Ihr Fehler war es, dass sie diese Befehle befolgten.“
Zur Person
Janis Leigh Karpinski wurde am 25.05.1953 in Rahway, New Jersey, Kindern geboren. Wie viele Einwanderer der zweiten Generation waren ihre Eltern stolz, Amerikaner zu sein. Schon als Kind nahm Janis mit ihrer Familie regelmäßig an Paraden teil; dass sie sich später für die Armee rekrutieren ließ, überraschte niemanden. Vorher heiratete sie und unterrichtete einige Jahre Englisch. Im Juni 2003 erlebte sie dem Höhepunkt ihrer Militärkarriere, indem sie zur Generalin befördert wurde. Im Mai 2005, kurz nach dem Folterskandal von Abu Ghraib, wurde sie zum Oberst der Reserve herabgestuft. Karpinski lebt mit ihrem Mann in Hilton Head Island, South Carolina.
15.11.2006, Berlin. Janis Karpinski ist schon zehn Kilometer durch den Prenzlauer Berg gejoggt und sitzt jetzt in einem Café vor einer Tasse schwarzem Tee. „Mein Frühstück“, sagt sie und versucht ein Lächeln. Je länger die US-Soldatin erzählt, die als ‚Folter-Genralin’ des Gefängnisses Abu Ghraib zu zweifelhaftem Ruhm kam, desto dunkler zeichnen sich die Ringe unter ihren Augen ab.
Frau Karpinski, was war Ihre erste Reaktion, als Sie hörten, dass Donald Rumsfeld zurücktritt?
Janis Karpinski: Erst dachte ich, das sei ein Gerücht. Als sich dann herausstellte, dass es stimmte, war meine erste Reaktion: Um Gottes Willen, nicht jetzt! Ganz einfach, weil ich den Zeitpunkt für sehr gefährlich halte. Wir sind eine Nation im Krieg – und der Verteidigungsminister tritt zurück. Wer schmeißt den Laden, bis der neue Mann da ist? Und selbst wenn Rumsfeld es selbst tut, hat er dieselbe Macht? Ich glaube nicht. Das Militär jedenfalls ist in einer sehr verwundbaren Situation.
Spricht da noch die Soldatin Janis Karpinski?
Mag sein. 28 Jahre in der Armee gehen nicht spurlos an einem vorüber. Ich werde auch immer auf Seiten des Militärs sein – und zwar dahingehend, dass ich fordere: Gebt der Armee eine Führung, eine Richtung, einen Plan. Heute wissen wir, dass es keinen Plan für das Danach im Irak gab. Es gab lediglich diesen naiven Glauben, das Militär dort hinzuschicken und es nach 90 Tagen als Sieger wieder empfangen zu können.