
Jan Delay
„Selbstironie ist der Anfang aller Differenzierung.“
Zur Person
Jan Delay (geboren 1976 in Hamburg als Jan Philipp Eißfeldt) hat als Musiker einen Marsch durch die Genres hinter sich: Mit seiner Band Beginner (früher: Absolute Beginner) prägte er in den frühen 90er-Jahren die Deutschrap-Szene, das stilprägende Album „Bambule“ erlöste den deutschsprachigen HipHop 1998 vom Dasein in der Jugendzentrum-Nische. Danach spielte er als Solokünstler Reggae und Dance-Hall, entwickelte ab 2006 auf zwei weiteren Alben seinen heute typischen Sound zwischen Funk, HipHop und nasaler Jan-Delay-Stimme. Die Mischung machte ihn zu einem der wenigen deutschen Musiker, auf die sich Ende der 00er-Jahre sowohl das Pro-Sieben-Publikum als auch Indie-Fans einigen konnten. 2014 probierte sich Jan Delay mit „Hammer & Michel“ auch an Gitarrenrock. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg.
15.07.2009, Hamburg. Er brachte den Funk über Deutschland - und stieg damit auf in die Superklasse der über alle Generationen und Szenen hinweg geschätzten Konsens-Popmusiker. In der Zwischenzeit hat Jan Delay viel erlebt und in Angriff genommen: Aus dem Links-Sympathisanten und derben Hamburger HipHop-MC ist ein engagierter Vollblutmusiker geworden, der mit „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ den Vorgänger „nochmal in richtig und richtig gut“ machen wollte. Beim Gespräch in der Sonne auf der Terrasse seines Studios im hippen Stadtteil Ottensen lassen sich die Beteiligten von den Themen treiben; dabei schnuppert man an der dünnen Luft bei „Wetten Dass…?“, diskutiert heimische Style-Fähigkeiten und beklagt die mangelnde Bereitschaft zur Differenzierung. Jan ist aufgeweckt, konzentriert und gelassen; gelegentlich zieht er an etwas Selbstgedrehtem.
Jan, als Sie 2007 beim Bundesvision Song Contest im Finale gegen die Kraftrocker Oomph! antraten, sagten Sie kurz vor der Entscheidung in die Kamera: „Jetzt beweist sich, ob Deutschland Style hat oder nicht.“ Oomph! gewannen – also hat Deutschland wohl keinen Style?
Jan Delay: Ich möchte das so ausdrücken: Entweder hat Deutschland keinen Style, oder die Plattenfirma des Konkurrenten hat einen guten Job gemacht.
Das ist gleich zu Beginn eine ziemlich selbstbewusste Annahme.
Ich möchte eigentlich nicht immer über Deutschland wettern. Fakt ist nur, dass der Konkurrent am Tag der Sendung mit einem Album auf den Markt kam, mein Album war zu dem Zeitpunkt gut ein halbes Jahr alt. Am Montag darauf kamen die Trends der Charts heraus: Das Oomph!-Album backte irgendwo um Platz 100 fest, während meines, obwohl alt, noch einmal um 35 Plätze stieg. Das sagt für mich eine Menge aus. Nicht zuletzt bestätigt es mich dann doch in meiner prinzipiellen Überzeugung, dass Deutschland Style hat.