Iris Berben
„Vielen Menschen ist Geschichte lästig.“
Zur Person
Iris Berben (geboren am 12.08.1950 in Detmold) lebte nach der Scheidung ihrer Eltern zunächst bei ihrer Mutter. Als diese nach Portugal zog, war Iris Berben zwölf Jahre alt und besuchte fortan Internate, bevor sie nach München ging und dort Teil der 68er-Szene von Schwabing wurde. Sie dockte an die Filmszene der Stadt an, erhielt erste Rollen, ohne je eine Schauspielschule besucht zu haben. Ein breiteres Publikum entdeckte sie 1978 durch die Nonsens-Revue „Zwei himmlische Töchter“ an der Seite von Ingrid Steeger. Ihr Comedy-Talent zeigte sie zusammen mit Diether Krebs in „Sketchup“, als Film- und Fernsehschauspielerin ist sie seit Mitte der 70er-Jahre dauerbeschäftigt. 2022 war sie im dreifach für den Oscar nominierten Film „Triangle Of Sadness“ zu sehen. Iris Berben engagiert sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus, von 2010 bis 2019 war sie Präsidentin der Deutschen Filmakademie. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten in Berlin.
27.03.2006, Berlin. In einem Besprechungsraum im Produktionsbüro ihres Sohnes verbringt Iris Berben einen Teil ihres drehfreien Tags mit Interviews. Mit von der Partie ist ein kleiner Hund, den sie als Paul Berben vorstellt – und der ihr bis auf die Toilette folgt.
Frau Berben, Sie gelten als gesellschaftlich engagierte Person und haben sogar Auszeichnungen dafür erhalten. Was verstehen Sie unter dem Begriff ‚Engagement’?
Iris Berben: Engagement ist zunächst ein Teil dessen, was man als Bürger in einer Demokratie, als Mitglied einer Gesellschaft zu leisten hat. Man sollte in der Lage sein, für eine Regierung zu sorgen, sich per Wahl mit seinen Wünschen, Vorstellungen und Visionen einzubringen. Andererseits finde ich es wichtig, dass man nicht alles einem Staat überlässt. Denn dieses Missverständnis, dass man für alle Belange immer gleich Institutionen in die Pflicht nimmt, hält einen davon ab, selbst etwas in einer Gesellschaft zu leisten. Die Leute glauben, wenn sich andere schon für einen Belang einsetzen, ist die Sache damit erledigt.