Holger Volland und Markus Gogolin

Holger Volland und Markus Gogolin

„Alle haben Bock auf ein Buch mit dem eigenen Namen drauf.“

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  • Katrin Binner
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Zur Person

28.06.2017, Frankfurt am Main. Abgesehen vom dichten Mittagsverkehr, der am Fuß des Main Towers durch die City rauscht, herrscht Stille im Szeneclub NM57. Nach zehn Jahren Leerstand ist die Location zu neuem Leben erwacht. Zur kommenden Buchmesse soll hier ein Event stattfinden. Die Idee dazu stammt unter anderem von Holger Volland, früher selbst Electro- und House-DJ, heute Geschäftsleitung im Bereich Business Development, sowie Markus Gogolin, dem Marketingdirektor der Messe. Die beiden strategischen Köpfe sind angetreten, den Coolness-Faktor der Frankfurter Buchmesse zu steigern – mit cleverer Inszenierung, 360-Grad-Blick und viel Liebe zu gut gemachten Büchern.

Herr Volland, Herr Gogolin, im Zeitalter der Smartphones und Spracherkennungs-Apps hat Schreiben nur noch für wenige Menschen etwas mit Stift und Papier zu tun. Pflegen Sie Ihre Handschriften?

Holger Volland: Ich schreibe sehr viel mit der Hand, aber außer mir kann das niemand lesen. Mit Hand und Stift kann ich einfach besser denken als an der Tastatur.
Markus Gogolin: Wenn es darum geht, Dinge im Kopf zu behalten, ist das Schreiben mit der Hand nach wie vor wichtig. Ich finde schöne Handschriften wunderbar, ich selbst hatte dazu aber nie die Muße, ich bin dafür zu ungeduldig. Meine Schrift ist auf dem Niveau meiner Tochter, und die ist knapp fünf Jahre alt.

Vor etwa 500 Jahren wurde hier in Frankfurt der Handel mit Handschriften durch den Verlagsbuchhandel abgelöst – das war der Grundstein für die Frankfurter Buchmesse. Heute gibt es nur sehr wenige Verlagshäuser, die noch Handschriften-Editionen herausbringen. Werden sie auf lange Sicht aussterben?

Gogolin: Das wird gar nicht so viel weniger. Verlage machen mit Inhalten Geschäfte, und sie sind gut darin, bestimmte Inhalte zu kuratieren und einen Markt für sie zu finden.
Volland: Gerade hat das Senckenberg Naturmuseum hier in Frankfurt eine Sammlung von Humboldt-Tagebüchern digitalisiert. Gefragt sind Menschen, die sich Gedanken darüber machen, wie sich eine solche Sammlung zu einem spannenden Produkt machen und veröffentlichen lässt – zum Beispiel als Verbindung von Podcast und Buch. Die Arbeit der Verlage fällt also nicht weg. Zwar kaufen und lesen weniger Leute ein gedrucktes Buch. Generell lesen die Menschen aber mehr. Und je mehr Inhalte es da draußen gibt, umso wichtiger wird es, dass jemand diese Inhalte auch kuratiert. Gogolin: Ich glaube, dass der Anteil gut gemachter Bücher stetig steigen wird. Durch den technischen Fortschritt und die vielen digitalen Medien, die an das Buch angedockt werden können, ist das Produkt Buch als Gesamtpaket spannender als vor 50 Jahren. Damals war es ein geschlossenes System, inzwischen hat es sich für andere Systeme geöffnet.

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