Holger Reiners
Wie findet man den Weg aus der Depression?
Zur Person
Holger Reiners, Jahrgang 1948, litt fast zwei Jahrzehnte unter Depressionen. Er schrieb über 20 Sachbücher zum Thema Architektur und gründete 1998 die Reiners-Stiftung zur Architektur und Baukunst. Seit einigen Jahren verfasst er darüber hinaus Bücher über das Krankheitsbild Depression, zudem arbeitet er als freier Planer und Unternehmensberater. Er ist Vorstandsmitglied im Bündnis gegen Depression, das Kliniken, Forschungseinrichtungen, Ärzte, Kassen und Selbsthilfegruppen vernetzt, um der Vereinzelung der Methoden und Anlaufstellen entgegen zu wirken und die Qualität von Diagnostik, Therapie und Forschung zu verbessern. Holger Reiners lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Hamburg.
29.10.2007, Hamburg. Holger Reiners litt rund 20 Jahre lang unter Depressionen: Die Krankheit wurde bei ihm erst spät erkannt und dann mehrfach falsch therapiert. Den Weg aus diesem Tal heraus hat er in mehreren Büchern geschildert: Reiners beschreibt Ursprung und Merkmale der Depression – und räumt mit einigen weit verbreiteten Irrtümern auf.
Herr Reiners, jeder glaubt zu wissen, was Depression ist, aber die meisten sitzen dabei einem Irrtum auf. Was ist das häufigste Missverständnis zum Thema?
Holger Reiners: Es gibt zu viel atomisiertes Einzelwissen, zu viele Schulen und völlig gegensätzliche Behandlungsansätze, zu viele Psychologen, welche die Krankheit einfach nicht verstanden haben und nicht an den Kern der Sache herankommen.
Worin besteht dieser Kern?
Die klassische Depression ist das letzte Warnsignal, das dir sagt: Du bist auf einem Irrweg! Du verharrst in einer Lebensillusion. So kann dein Leben nicht weitergehen. Du bist nicht du selber. Der Depressive weiß allerdings nicht, wer er ist. Gerade das wird ihm erst im Durchleben der Krankheit deutlich. Sie hält ihm einen Spiegel vor. Sie sagt: Diesen anderen, der du wirklich bist, musst du jetzt erst mal finden.