Holger Obermann

Holger Obermann

„Fußball hat die Magie und die Heilkraft, verstörte Seelen wieder zu korrigieren.“

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29.06.2009, Friedrichsdorf bei Frankfurt. Es ist nicht einfach, Holger Obermann zu Hause anzutreffen. Seit zwei Jahrzehnten ist der ehemalige Fußball-Profi und Fernsehkommentator vor allem in Südostasien und zuletzt in Afghanistan unterwegs, um als Fußballtrainer mit traumatisierten Kindern zu arbeiten und ihnen zu helfen. Obwohl Obermann schlecht geschlafen hat, legt er bei dieser Thematik schnell seine Müdigkeit ab. Bald wird der Fußball-Entwicklungshelfer 73 – höchste Zeit, Bilanz zu ziehen und seine Nachfolge zu klären.

Herr Obermann, Sie leisten seit über 20 Jahren Entwicklungshilfe im Fußball. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei in Afghanistan. Ist diese Aufbauarbeit gefährdet durch die instabile politische Lage?

Holger Obermann: Alles leidet unter dem Krieg, an dem auch Deutsche mitwirken. Als die Taliban an der Macht waren, war Fußballspielen verboten. Wer dagegen verstoßen hat, wurde verfolgt, mit Maschinengewehren beschossen. Im total verwahrlosten Olympic Stadium in Kabul haben die Taliban Tausende von Hinrichtungen durchgeführt und dabei auch Galgen an die Torstangen gebunden. 2003 habe ich das erste Mädchenteam gegründet, inzwischen sind es rund 2.000 Mädchen, die dort Fußball spielen. Das ist in einem Land, in dem Frauen systematisch gedemütigt worden sind, schon ein Riesenfortschritt. Aber wenn nur eine Rakete der immer stärker werdenden Taliban-Gruppen bei einem Fußballspiel explodiert, dann platzt auch dieses Projekt wie eine Seifenblase.

Ist die Gewaltspirale das einzige Problem, mit dem Sie zu kämpfen haben?

Nein, es gibt auch das finanzielle: Der Etat ist stark eingeschränkt worden von der Bundesrepublik. Ich halte das für einen großen Fehler. Man darf diese Entwicklungsarbeit nicht stoppen, sie wendet sich direkt an die Jugend und sie hat nie solche Riesensummen verschlungen wie die Bundeswehr.

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