Helge Achenbach
„Wenn du voller Adrenalin bist, dann hörst du nicht mehr zu.“
Zur Person
Helge Achenbach (geboren am 17. April 1952 in Siegen) wuchs als einziges Kind des Bundesbahnbeamten Walter Achenbach und seiner Frau Gerda, Tochter eines Gerichtsvollziehers, im Siegener Stadtteil Geisfeld auf. Er studierte Sozialpädagogik, wurde AStA-Vorsitzender und mit 21 Jahren erstmals Vater. Sieben weitere Kinder sollten folgen. Während des Studiums lernte er die Düsseldorfer Kunstszene um Josef Beuys und Gerhard Richter kennen. 1973 eröffnete er eine Galerie, vier Jahre später schuf er mit Kunstberatung ein neues Berufsfeld. Er arbeitete mit Gerhard Richter, Jeff Koons, Heinz Mack und Andreas Gursky zusammen, deren Werke er an Versicherungen, Banken und reiche Familien verkaufte. 1997-2000 war er Präsident des Fußballclubs Fortuna Düsseldorf, versuchte sich später als Großgastronom der Edelkette „Monkey‘s“. 2014 stattete er Campo Bahia aus, das Quartier der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM in Brasilien, kurz danach wurde er verhaftet. Seit seiner Entlassung 2018 widmet er sich seinem Projekt „Culture Without Borders“. Er lebt in Kaarst und auf Lanzarote.
10. März 2023, Lanzarote. Helge Achenbach tritt im schwarzen T-Shirt und mit Sonnenbrille auf, grüßt im Videocall das spätwinterliche Deutschland: „Ich mache Sie jetzt mal ein bisschen eifersüchtig.“ Er sitzt auf der Terrasse einer großzügig angelegten Finca im neoromanischen Stil. Kurz schwenkt er mit der Kamera seines Tablets über blühenden Rhododendron hinweg auf vulkanisch dunkles Terrain mit Hügelkegel. Das Meer glitzert in der Nachmittagssonne, fast 28 Grad habe es heute. Achenbach verbringt in seinem neuen Leben als Projektleiter von „Culture Without Borders“ die Wintermonate hier. Einst schuf dieser Mann den Beruf des Kunstberaters. Er verkaufte Bilder, verdiente viel, bevor er noch mehr wollte – dann kapital abstürzte und wegen Betrugs im großen Stil im Gefängnis landete. Zum Gespräch nimmt er die Sonnenbrille ab.
Helge Achenbach, was beschäftigt Sie gerade?
Ich muss jetzt gleich meinen Freund am Flughafen abholen, der auch Präsident unseres Vereins ist.
Etwa Präsident von Fortuna Düsseldorf, des Fußballvereins, dem Sie selbst Ende des vorigen Jahrhunderts vorstanden?
Nein. (lacht) Ich bin gerade auf Lanzarote, denn wir haben hier ein Artist-in-Residence-Projekt, initiiert von meinem gemeinnützigen Verein „Culture Without Borders“. Uns wurde ein wunderschönes Haus zur Verfügung gestellt, in dem bis zu fünf Künstlerinnen und Künstler, die verfolgt werden oder aus Kriegsgebieten kommen, darunter ukrainische, afrikanische und kurdische, auf Zeit leben. Hier können sie sich von den Strapazen, die sie erlebt haben, erholen und arbeiten.