Heide Ecker-Rosendahl

Heide Ecker-Rosendahl

„Das Leben ist mehr als ein paar zusätzliche Zentimeter.“

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  • Jens Nieth
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Zur Person

28. Mai 2022, Leverkusen. Vor 50 Jahren gewann Heide Ecker-Rosendahl in München zweimal olympisches Gold, einmal Silber – und bezwang die DDR-Konkurrenz in einem spektakulären Staffellauf. Sie stieg damit auf in die Sphären eines Superstars. Doch schon ein Jahr später beendete sie ihre Karriere und rückte aus dem Rampenlicht. Auch heute, im lichtdurchfluteten Wohnzimmer ihres Hauses in Leverkusen-Pattscheid, deutet nichts auf ihre glorreiche Vergangenheit hin. Allein der lederbezogene Turnkasten und ein paar olympische Bildbände im Bücherregal zeugen von Sportinteresse. Draußen, zwischen Gartenpforte und Haustür, breitet sich ein Court für Paddel-Tennis aus, einen Trendsport, den Ehemann John Ecker aus den USA mit ins Rheinland gebracht hat. Der Asphalt ist jedoch aufgeplatzt. Hier spielt niemand mehr. Heide Ecker-Rosendahl hat dort nun ihre Hochbeete platziert, aus denen prächtige Salatköpfe wachsen.

Heide Ecker-Rosendahl, die Olympischen Spiele 1972 in München waren schon besonders, bevor sie überhaupt begonnen hatten, richtig?

Ja. Es waren die ersten Olympischen Spiele auf deutschem Boden nach 1936. Es sollten sehr bewusst moderne, leichte, freudvolle Spiele werden. Willi Daume, damals Präsident des Deutschen Sportbunds, forderte jeglichen Verzicht auf Militarismus, Gigantismus und Pathos. Das ist uns gelungen. Statt Marschmusik wurde beim Einzug der Sportler Jazz und Swing gespielt. Als junge Athletin, ich war damals 25, hat man sich mit den politischen Aspekten aber noch nicht so sehr auseinandergesetzt. Für mich war das Sportliche wichtig. Ich war anfangs sogar traurig, dass die Spiele in München stattfinden würden.

Sie hatten sich mehr erhofft?

Fernere Länder, ja. So wie bei den Olympischen Spielen zuvor. 1964 durfte ich nach Tokio ins Jugendlager des Deutschen Sportbunds, eine Wahnsinnsreise war das, mit Zwischenstopps in Alaska auf dem Hinflug und Karatschi auf dem Rückflug. Wir waren vier Wochen unterwegs. Das war umwerfend für ein 17-jähriges Mädchen, das vorher nur bis Holland gekommen war. 1968 waren die Spiele dann in Mexiko, was ich auch sehr exotisch fand. Dann wurde entschieden, dass Olympia 1972 nicht in Madrid, nicht in Montreal und auch nicht in Detroit stattfinden würde, sondern in München. Ich dachte mir: „Da kann ich doch auch eigentlich selbst hinfahren.“ Aber je näher München kam, desto mehr wusste man die Entscheidung zu schätzen.

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