
Hannes Jaenicke
„Aufgeben ist zu bequem.“
Zur Person
Hannes Jaenicke (geboren am 26.02.1960 in Frankfurt am Main) stammt aus einer Familie von Künstlern und Intellektuellen. Seine Mutter Agathe, eine gebürtige Calvelli-Adorno, ist Pianistin, sein Vater Rainer war Forscher im Fach Biochemie und Sohn des Chemikers Johannes Jaenicke. Hannes Jaenickes Lebensweg wurde von beiden Seiten nachhaltig beeinflusst. Schon als Teenager wurde er Greenpeace-Mitglied. Schauspiel studierte er am Max-Reinhard-Seminar in Wien, mit 24 feierte Jaenicke seinen Durchbruch mit dem Kinofilm „Abwärts“. Seit 2008 richtet er mit der Doku-Reihe „Hannes Jaenicke: Im Einsatz für …“ die Aufmerksamkeit des Publikums auf bedrohte Tierarten. Im Sommer strahlt das ZDF die zehnte Folge aus. Dafür recherchierte Jaenicke weltweit zum Thema Vogelsterben.
04. Oktober 2018, Hamburg. Hannes Jaenicke in Ruhe zu begegnen ist nahezu unmöglich. Der Schauspieler und Aktivist ist immer unterwegs, sein Leben ein einziger Kampf. Ein Kampf für eine bessere Welt und gegen monströse Feinde wie Klimawandel, Artensterben und Plastikmüll. Freizeit kennt er nicht, für eine eigene Familie bleibt keine Zeit. Für seine Hingabe bekommt Hannes Jaenicke großen Applaus, gleichzeitig fühlt er sich auf seinen Einsätzen manchmal mutterseelenallein. Im Interview stellt Jaenicke nicht nur Forderungen an die Politik, sondern übt auch Kritik an seinen untätigen Künstlerkollegen. Und er bekennt sich dazu, auf nichts sehnsüchtiger zu warten als auf ein Comeback der Hippiebewegung.
Herr Jaenicke, Sie kommen gerade von einer Regatta gegen den Plastikmüll zurück. 94 Prozent des Plastikmülls liegen bereits am Meeresgrund. Ist der Kampf verloren, bevor er begonnen hat?
Nein. Das, was die passionierten Plastikmüllsammler wie Boyan Slat, Marcella Hansch und Günther Bonin tun, besitzt vor allem eine enorm wichtige PR-Wirkung. Egal, wie viel diese drei öffentlichkeitswirksam aus dem Meer holen – es bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein. Viel wichtiger aber ist, dass die Menschen anfangen nachzudenken, denn mit jedem Einkauf sind wir an der Katastrophe beteiligt. Es geht also um eine Bewusstseinsschärfung. Das Grundproblem liegt aber ganz am anderen Ende, nämlich bei der Politik.
Sie fordern schärfere Gesetze.
Natürlich. Doch die Politik tut nichts. In dieser Hinsicht stehen wir im internationalen Vergleich schlecht da. Großbritannien hat das Mikroplastik verboten, Dänemark auch. Ruanda hat 2009 die Plastiktüte verboten, Kenia hat nachgezogen. Und wir sitzen mal wieder in der perfekt geschmierten Maschinerie der Lobbykratie. Zumindest die EU will ja nun dafür sorgen, dass einige Plastikprodukte bald auch in Deutschland aus dem Verkehr gezogen werden müssen: Plastikhalme, Einweggeschirr. Das ist immerhin ein Anfang.