
Gunter Gabriel
„Ich bin ein Malochersänger.“
Zur Person
Gunter Gabriel, eigentlich Günter Caspelherr, wurde 1942 in Bünde/Westfalen geboren. Seine Mutter starb, als er vier war, sodass der Vater ihn und seine Schwester allein erziehen musste. Er besuchte die Volksschule, jobbte früh, machte Fachabitur und studierte Maschinenbau in Hannover, brach jedoch ohne Abschluss ab, um sich ganz der Musik zu widmen. Er war Promoter bei einer Plattenfirma und schrieb bald selbst Lieder für Musiker wie Rex Gildo, später auch für Juliane Werding, Frank Zander, Wencke Myhre, die zu Hits wurden. Mit seinen eigenen Hits wie „Er ist ein Kerl (Er fährt ’nen 30-Tonner Diesel)“ und „Hey Boss, ich brauch’ mehr Geld“ etablierte er sich als Countryschlagersänger für den malochenden Mann. Privat lief es weniger gut, seine vier Ehen scheiterten, finanziell schlitterte er in den Ruin, aus dem er sich jedoch befreite, u.a. dank seiner „Wohnzimmerkonzerte“ für jedermann. Ein grandioses künstlerisches Comeback gelang ihm 2009 mit seinem Album „Sohn aus dem Volk – German Recordings“ – eine Hommage an Johnny Cash, mit dem ihn eine Freundschaft verband. 2003 hatte Gabriel im Studio von Johnny Cash bereits einmal eine Platte mit Cash-Liedern auf Deutsch, produziert von dessen Sohn John Carter Cash, aufgenommen. Gunter Gabriel lebt auf einem Hausboot in Hamburg.
31.08.2013, Berlin. Der stattliche 71-Jährige kommt auf einem Motorroller zum Treffpunkt, einem Italiener in Charlottenburg – direkt von der Probe seines Bühnenprogramms „Ich, Gunter Gabriel. Mein Leben mit Musik“ im Theater am Kurfürstendamm. Er setzt sich an den Tisch im Freien und erzählt munter drauflos. Irgendwann im Gespräch tritt ein Bettler an den Tisch. Gabriel gibt ihm 20 Euro, weder gönnerhaft noch mit verkappter Guck-mal-Journalist-wie-ich-so-bin-Attitüde, sondern quasi nebenbei.
Herr Gabriel: Wie fühlt es sich an, die eigene Biografie als Musical aufzuführen?
Gunter Gabriel: Ich muss einige Sachen in meinem Leben richtig gemacht haben, sonst wäre so was gar nicht möglich. Ich bin auch erstaunt über die heute noch gültige Philosophie einiger Songs, die ich in 40 Jahren geschrieben und zum Teil vergessen habe. Das wird ja alles ein bisschen aufgearbeitet, eine großartige Erfahrung. Wenn ich Musik mache und vor allem live auftrete, beflügelt mich das auch therapeutisch.
Welches war das speziellste Konzert in Ihrem Musikerleben?
Schwer zu sagen, es gab wirklich viele großartige Momente. Beginnend bei meinem ersten Auftritt, den ich in meiner Lehrwerkstatt hatte. Das war beim Betriebsfest von Brockfeld & Meyer in Bünde, Westfalen, wo ich Schlosser gelernt habe. Bei dem Fest spielte eine Tanzkapelle, zu der ich auf die Bühne schlich, um sie zu fragen, ob ich nicht mal einen Song singen dürfe. Das habe ich dann getan, „Tom Dooley“ und „Diana“ von Paul Anka, war bestimmt schrecklich. Aber ich hatte Gänsehaut, weil es meine erste Berührung mit Musik vor Publikum war.