
Guildo Horn
„Ich schätze es sehr, der weithin bekannte Underdog zu sein.“
Zur Person
Guildo Horn kam am 15. Februar 1963 als Horst Heinz Köhler in Trier auf die Welt. Nach dem Abitur absolvierte er ein soziales Jahr in einer Werkstatt für geistig behinderte Menschen – eine Erfahrung, die sein Leben verändern sollte. Im Anschluss schloss er ein Studium der Pädagogik ab und arbeitete als Musiktherapeut. Noch während des Studiums gründete er seine erste Schlager-Band, 1994 erfolgte die erste Einladung in die ZDF-Hitparade. Der Song „Guildo hat euch lieb!“, mit dem er 1998 bei Eurovision Song Contest antrat, belegte den 7. Platz. Seitdem hat Guildo Horn bislang 14 Alben veröffentlicht. Daneben arbeitete er immer wieder als Schauspieler, Operetten-Darsteller und TV- sowie Radio-Moderator. Horn lebt mit seiner zweiten Frau Daniela und den beiden gemeinsamen Kindern in Much im Bergischen Land; aus erster Ehe hat er einen weiteren, inzwischen 30 Jahre alten Sohn.
07. April 2025, Hamburg. Guildo Horn wirkt in der modernen Hotel-Lobby wie ein Nierentisch auf der Kommandobrücke der Enterprise. Dabei ist er in zivil eher unauffällig gekleidet, trägt einen braunen Retro-Anzug mit passendem Schal. Und doch: Die Haare verraten ihn, zudem ist er ein erstaunlicher Hüne. Wir setzen uns, sofort beginnt das Gespräch, dessen vereinbarte 75 Minuten im Fluge vergehen. Der Entertainer bestellt Tee und einen Gurkensalat und spricht mitreißend über früheste Kindheitserinnerungen, seinen Auftrag, die Schlagermusik in ungeahnte Bereiche zu dehnen – doch vor allem über sein Herzensthema: den Kontakt und Austausch mit geistig behinderten Menschen, die er „die Guildomacher“ nennt. Mitten im Gespräch unterbricht ein Paar aus Süddeutschland: „Könnten wir kurz ein Selfie machen? Ich mag Sie ja gar nicht so als Sänger. Aber Nussecken backe ich regelmäßig nach Ihrem Rezept! Wahnsinnig lecker!“ Horn nimmt dieses etwas vergiftete Kompliment gelassen – wie so ziemlich alles.
Guildo Horn, als man mir den Auftrag erteilte, Sie zu interviewen, war meine erste Reaktion offen gestanden: „Das wäre jetzt nicht meine erste Wahl gewesen. Mit Schlagern habe ich es nicht so.“ Aber …
… dann fiel Ihnen auf, dass ich vielleicht ja doch nicht der typische Schlagerheini bin. Ich verstehe mich eher als Trojanisches Pferd innerhalb der Schlagerwelt.
Stimmt.
Ich muss an der Stelle trotzdem mal eine Lanze für die Schlagerbranche brechen, in der ich schon einige echt coole Leute getroffen und kennengelernt habe. Zudem ist die Pop- und Rockwelt aus meiner Sicht genauso viel und wenig verlogen wie die des Schlagers. Nur dass die Schlagersänger mehr auf die Glocke kriegen, weil ihnen halt die Street Credibility fehlt, während das im Rockzirkus oftmals zu sehr zelebriert wird. Sich in der Position als Musiker gleichzeitig als Botschafter für irgendwelche Haltungen und Standpunkte zu installieren und die dann mit aller Macht auszuposaunen, das finde ich meist schwierig und anstrengend. Da bin ich lieber weich und Schlagerfuzzi.