
Giora Feidman
„Kommunikation ist das Schlüsselwort meiner Existenz.“
Zur Person
Giora Feidman wurde am 25.03.1936 in Buenos Aires geboren. Bereits mit 18 Jahren befand sich der Bassklarinettist an der Spitze der argentinischen Oper, zwei Jahre später wurde er Mitglied des israelischen Philharmonieorchesters. 1970 begann er in New York eine Solokarriere. Mit seiner Hauptrolle in Peter Zadeks Inszenierung von „Ghetto“ (1984), dem Auftritt in „Jenseits der Stille“ und seinem Beitrag zur Filmmusik von „Schindlers Liste“ verhalf Feidman dem Klezmer zu einer weltweiten Renaissance. Wegen besonderer Dienste um die Aussöhnung von Deutschen und Juden verlieh man ihm 2001 das Große Bundesverdienstkreuz, 2005 folgte der internationale Brückepreis. Feidman lebt in Tel Aviv.
14.07.2006. Kurhotel Bad Staffelstein. Klezmer-Größe und Bundesverdienstkreuzträger Giora Feidman erscheint bestens gelaunt und barfüßig zum Interview. Seine Antworten formuliert er in einer charmanten Mixtur aus deutsch, jiddisch und spanisch akzentuiertem Englisch.
Mr. Feidman, die meisten Menschen denken, dass Klezmer einfach jüdische Musik ist. Sie jedoch sagen: Es ist eine Art Lebensentwurf, bei dem Gott und die Seele zentrale Rollen einnehmen.
Giora Feidman: Sehen Sie, dieses Missverständnis über Klezmer kursiert schon lange innerhalb der Gesellschaft. Es ist tatsächlich nicht nur ein musikalisches Genre: Der Begriff setzt sich aus den Silben ‚kli’ und ‚zemer’ zusammen, was so viel bedeutet wie ‚Gefäß des Liedes’. Der Musiker ist das Instrument der Seele. Er produziert Klänge nicht, er ist nur das Gefäß dafür.
Das klingt nach einer ziemlich komplizierten Angelegenheit.
Auf Anhieb verstehen kann man das nicht, hierfür ist ein Prozess vonnöten. Das Grundprinzip aber ist einfach: Der Körper ist ein vermittelndes Medium, durch das der Mensch ausdrückt, was ausgedrückt werden muss.